Der Eierkampf

Legebetriebe wollen sich nicht ganz von ihren Käfigen trennen und Verbraucher schielen zuerst auf die Eierpreise

In NRW leben die meisten Legehennen hinter Drahtgittern. Landesweit werden in den 230 großen Legebetrieben ca. drei Millionen Hennen gehalten, davon etwa 2,5 Millionen in Käfigen. Die Betriebe sperren sich gegen das Käfighaltungsverbot, das 2007 in Kraft treten soll. Sie fordern die Kleinvolieren-Lösung. Heute entscheidet der Bundesrat über den Antrag der CDU-geführten Bundesländer NRW, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, das Verbot zu kippen. Sollte dies geschehen, kann Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) die Umsetzung verweigern oder einen Koalitionsstreit mit der SPD riskieren.

Ironischerweise haben viele Discounter wie „Plus“ die Käfigeier bereits aus den Regalen genommen. Ein Großteil der Freilandeier kommt inzwischen aus dem Ausland, weil die Produktion im Inland zu teuer ist. Die deutschen Eierproduzenten zweifeln am unbegrenzten Wachstum des Ökomarktes und scheuen die Umstellung, die neue Kosten mit sich bringen würde. Stattdessen verteidigen sie lieber den schrumpfenden Käfigeier-Markt. Nur noch 22 Prozent der Hühnereier kommen aus heimischer Produktion. Der Geflügelwirtschaftsverband NRW fürchtet vor allem die wachsende Billigkonkurrenz aus Polen, Dänemark und Holland.

Laut Statistischem Landesamt ist der Anteil der Käfighaltung in NRW seit 2000 nur um 9 Prozent zurückgegangen, obwohl 80 Prozent der Verbraucher dagegen sind. Die Nachfrage nach Käfigeiern sank 2004 von 56 auf 46 Prozent. Stattdessen wurden mehr Eier aus Bodenhaltung gekauft, die Nachfrage nach Freilandeiern ging zurück, teilte die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle mit. Noch immer spielt der Preis die entscheidende Rolle, nicht die Haltungsform.

Die schwarz-gelbe Landesregierung will die Legebatterien bis Ende 2008 beibehalten. Danach sollen „ausgestaltete Käfige“ erlaubt bleiben. Alles andere ginge an den wirtschaftlichen Realitäten vorbei, betonte Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Es könnten nicht alle Legehennen frei laufen.

Viel mehr Platz haben die Hühner in den Kleinvolieren nicht. Laut Bund für Umwelt- und Naturschutz NRW (BUND) sind die Verbesserungen minimal. Ein Flattern oder Strecken der Flügel sei kaum möglich, von Scharren ganz zu schweigen. Jedem Huhn sollen 40 mal 20 Zentimeter zur Verfügung stehen – etwas mehr als ein DIN A-4-Blatt.

GESA SCHÖLGENS