Union fordert Trittins Skalp

2013 Die SPD verurteilt Wahlkampf-Attacken

BERLIN taz/dpa | Die Union verschärft ihre Angriffe auf Jürgen Trittin: Einen Tag nachdem durch einen Text der Wissenschaftler Franz Walter und Stephan Klecha in der taz bekannt geworden war, dass der heutige Spitzenkandidat der Grünen im Jahr 1981 als Student die presserechtliche Verantwortung für ein Kommunalwahlprogramm mit Pädophilen-freundlichen Forderungen trug, forderte die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeld, Trittins Rückzug von der Spitzenkandidatur. Er solle „an sich selbst endlich die gleichen Maßstäbe anlegen“ wie an andere und „die Konsequenzen ziehen“, sagte Hasselfeld der Rheinischen Post. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte Trittin bereits am Montag als „Teil des Pädophilie-Kartells“ bezeichnet und seinen Rückzug gefordert.

Die familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, wandte sich zusammen mit sechs weiblichen Vorstandsmitgliedern der Jungen Union an Katrin Göring-Eckardt, die mit Trittin zusammen das Spitzenteam der Grünen bildet. „Wir fordern Sie auf, sich klar von Jürgen Trittin zu distanzieren“, heißt es in dem Brief, über den zuerst die Leipziger Volkszeitung berichtete und der der taz vorliegt. „Ein Spitzenkandidat, der offen für die Straffreiheit sexueller Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen geworben hat, ist mehr als fragwürdig.“

Unterstützung bekam Trittin hingegen vom unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig. „Auch schmerzhafte Ergebnisse werden veröffentlicht, das ist genau der richtige Weg“, sagte er im Tagesspiegel. Über Konsequenzen müsse „losgelöst vom Wahlkampf und von populistischen Forderungen“ entschieden werden.

Auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel nahm Trittin in Schutz. „Ich habe großen Respekt davor, wie die Grünen jetzt mit ihrer eigenen Vergangenheit umgehen“, sagte er am Dienstag. „Nichts wird beschönigt, alles kommt auf den Tisch.“ Union und FDP könnten aber offenbar nicht der Versuchung widerstehen, dieses Thema zum Teil ihres Bundestagswahlkampfes zu machen, sagte Gabriel. „Das ist unanständig gegenüber allen, die unter Kindesmissbrauch gelitten haben und leiden.“ MKR