Pinscher – ungläubiger Hund

Feridun Zaimoglu und Günter Senkel haben „Romeo und Julia“ neu bearbeitet. Ergebnis: Ein türkisch-muslimischer Romeo und eine deutsch-christliche Julia

„Ich bin ein Auftragsschreiber für das Theater“, so lautete die schlichte Antwort von Feridun Zaimoglu auf die Frage, warum er nicht statt einer Neubearbeitung von Shakespeares „Romeo und Julia“ gemeinsam mit seinem Co-Autor Günter Senkel ein neues Stück über eine deutsch-türkische Liebe geschrieben habe. Unvertraut ist ihm das Genre nicht: Schon vor dem Auftrag des Kieler Theaters hat er für die Münchner Kammerspiele „Othello“ bearbeitet.

Auch diesmal ist ein Text von jener Derbheit herausgekommen, die Zaimoglu am Original schätzt. „Gott hat die Welt in sechs Tagen geschaffen, am siebten hat er gekotzt“, heißt es da. Und der Streit zwischen dem deutsch-christlichen Capulet und dem muslimisch-türkischen Montagu klingt so: Capulet: „Das sagt mir ein Muselmanenpinscher! Ich geb‘ dir gratis ne Himmelfahrt zu deinem Allah.“ Montague: „Dir treib ich den Teufel aus, du ungläubiger Hund.“ Capulet: „Ich ramm dir deinen Halbmond in den Arsch.“

Inhaltlich sind die wesentlichsten Änderungen, dass statt des katholischen Priesters ein muslimischer Geistlicher das Paar traut, außerdem tötet sich das Paar am Ende nicht, weil Romeo Julia irrtümlich für tot hält, sondern weil sie keine Zukunft für sich sehen. Einiges an der Neufassung ist definitiv missglückt, so die grassierenden Schwulen-Witze zwecks Ausmalung türkischer Jugendkultur. Im Glaubenskampf zwischen Notwendigkeit der Aktualisierung versus Schönheit des Originals, mag letztere schwerer wiegen. Glaubenssache. grä

Nächste Termine: 19. 4. und 2. 5.