Lehrstellen bei Migranten-Firmen erhofft

Integration durch Ausbildung: Bundesregierung und Wirtschaft wollen Lehrstellen in Betrieben von Einwanderern

BERLIN taz ■ Wer arbeitet, integriert sich besser. Deshalb sollen Unternehmer mit Migrantenhintergrund in den nächsten fünf Jahren 10.000 Ausbildungsplätze schaffen. Vorgenommen hat sich das die Initiative „Aktiv für Ausbildungsplätze“ – ein Zusammenschluss des Bildungsministeriums, der deutschen Wirtschaft, der Handwerkskammer, der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung und von zwölf Verbänden deutsch-ausländischer Unternehmen.

Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (CDU) hofft darauf, dass dadurch vor allem mehr Jugendliche mit Migrantenhintergrund eine Lehrstelle bekommen. Denn gerade bei ihnen sind die Zahlen bisher düster: 37 Prozent der ausländischen Jugendlichen blieben im Jahr 2004 ohne abgeschlossene Berufsausbildung, unter den Deutschen waren es mit 11 Prozent vergleichsweise wenige.

Die Unternehmer sollten zudem als positive Vorbilder, als „Botschafter“ fungieren, sagte Böhmer. Sie denkt nicht nur an den Gemüsehändler an der Ecke, sondern auch an Dienstleistungsbetriebe. So könne man den Jugendlichen Perspektiven bieten. Bei ihrem Besuch der Berliner Rütli-Hauptschule in der vergangenen Woche habe sie dagegen eine „gewisse Perspektivlosigkeit“ festgestellt.

Erfolge konnte die vor anderthalb Jahren gegründete Initiative bereits im vergangenen Sommer vermelden. 5.700 zusätzliche Lehrstellen in den Unternehmen entstanden. Seitdem gibt es keine neuen Zahlen, aber seit gestern ein neues Ziel. Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Ludwig Georg Braun, schätzt das Ausbildungspotenzial bei den 300.000 Unternehmern nichtdeutscher Herkunft auf insgesamt 50.000 Plätze.

Diese Firmen will er künftig vor allem auf regionaler Ebene ansprechen und über das deutsche Ausbildungssystem informieren. Davon erhofft sich Braun neben Chancen für Migrantenkinder auch eine „Internationalisierung von Geschäftsbeziehungen“. Auch Kemal Sahin von der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer erkennt einen Gewinn auf Seiten der Wirtschaft, wenn Migrantenkinder ins Arbeitsleben integriert werden: „In einer globalisierten Weltwirtschaft brauchen wir bilinguale und bikulturelle Auszubildende.“

Ob die Ausbildungsinitiative allerdings auch den Schülern der Rütli-Schule nützt, wird sich zeigen: Im vergangenen Jahr bekam keiner der ohnehin wenigen Absolvent eine Lehrstelle.

SASCHA TEGTMEIER