„Wert des Alters sehen“

Senioren Im Rathaus geht es einen Nachmittag um Bremen für jetzige und zukünftige Alte

■ ist Senior Advisor am Deutschen Institut für Altersfragen in Berlin.

taz: Herr Zeman, Sie sprechen über die „neuen Alten“, jene, die ein Bürgerengagement dem Lehnstuhl vorziehen. Warum sind viele Alte so aktiv?

Peter Zeman: Weil sie nach sinnvollen Tätigkeiten suchen. Das geht einher mit einem veränderten Bild vom Alter: Der Wert des Alters wird gesehen, die Möglichkeiten, die es bietet. Zu beobachten ist eine Abkehr vom Alter als Zeit der Beeinträchtigungen.

Sind die Alten also gar nicht alt, wenn man Alter mit Gebrechlichkeit gleichsetzt?

Gebrechlichkeit ist nur ein Teil des Alters, die Lebensphase Alter ist heute eine extrem lange Phase. Da ist es nicht gerechtfertigt, nur an gebrechliche Hilfsbedürftige zu denken, sondern auch an aktive Alte. Gerade für die jüngeren Alten steckt diese Phase voller Möglichkeiten. Sie vertiefen Interessen, nehmen sich Zeit für Aktivitäten, für die sie zuvor keine Zeit hatten. Das ist die späte Freiheit, die viele für bürgerschaftliches Engagement nutzen.

Ist es gerechtfertigt, als junger Mensch auf diese aktiven, oftmals gut situierten Alten neidisch zu werden, oder geben sie der Gesellschaft so viel, dass Neid unangebracht wäre?

Sie spielen auf den Generationenkonflikt an, in dem es um die Zukunft des Sozialversicherungssystems geht. Mir scheint dieser Konflikt zum einen von Medien gepuscht zu sein, zum anderen wirkt er sich nicht auf den direkten Kontakt zwischen alten und jungen Menschen aus. In jedem Falle sollte man bedenken, dass viele Alte im Rahmen eines ungeschriebenen kleinen Generationenvertrages eine Menge für die Jüngeren leisten. Sie kümmern sich etwa um die Enkel oder geben finanzielle Unterstützung. INTERVIEW: FEZ

Bremen alt erleben: Rathaus, Sonntag, 15.30 bis 19 Uhr.