Heftige Polemik

ROMAN Geschichtsverfälschung? Mit seinem Roman „Jan Karski“ über den legendären polnischen Offizier sorgt Yannick Haenel für Unmut

Für eine heftige Polemik hat der französische Schriftsteller Yannick Haenel mit seinem im Herbst erschienen Roman „Jan Karski“ über den legendären polnischen Offizier und „Gerechten unter den Völkern“ gesorgt. Karski hatte als Kurier und Kundschafter zwischen 1942 und 1943 die polnische Exilregierung in London sowie die britische und US-amerikanische Regierung über die systematische Ermordung der Juden informiert.

Vor allem der Filmemacher Claude Lanzmann, der Karski Ende der 70er für seine Dokumentation „Shoah“ interviewt hatte, die auch den zentralen Bezugspunkt des ersten Teils von Haenels Buch bildet, warf dem Schriftsteller Geschichtsfälschung vor. Vor allem der dritte Teil des Romans erregte im Januar den Ärger des „Shoah“-Regisseurs. Darin lässt Haenel Karski in einem als „intuitive Fiktion“ verstandenen inneren Monolog des Polen nach einem Gespräch mit dem US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt die Hypothese wagen, die Regierungen der Welt hätten die europäischen Juden während der Shoah vernachlässigt.

Im Herbst erscheint die deutsche Übersetzung von Haenels Roman bei Rowohlt. Am Dienstag liest er im Jüdischen Salon im Café Leonar. Und diskutiert mit dem Publikum. MATT

■ Di, 20. 4., 20 Uhr, Café Leonar, Grindelhof 59