CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Nordisch by nature

Nett, wenn einem der Vater finanziell unter die Arme greift. Weniger nett, wenn er einem ausgerechnet auf dem Polizeirevier einen prall gefüllten Umschlag zuschiebt – zumindest wenn der Gönner ein ziemlich stadtbekannter Rotlichtimpressario ist.

Nein, Hauptkommissar Bukow (Charly Hübner) hat es nicht leicht: Sein Alter ist ein Gauner, die alten Freunde sind Kleinkriminelle. So einer gerät schnell unter Korruptionsverdacht. Um vor den alten Seilschaften zu flüchten, ging der Polizist einst von Rostock nach Berlin; jetzt ist er wieder zurück aus der Hauptstadt, irgendwas hat da nicht so recht geklappt. Ausgerechnet seine neue Kollegin, die Profilerin König (Anneke Kim Sarnau), soll Bukow im Auge behalten.

Keine gute Basis für eine Zusammenarbeit. Dabei ergänzen die beiden sich doch perfekt: Was er zu viel hat, hat sie zu wenig. Statt einem Haufen Kleinkrimineller an den Hacken und einem Partner in einem baufälligen Einfamilienhaus verfügt Frau König nur über ein Single-Apartment. Und weil sie als Alleinstehende nun mal viel Zeit hat, nimmt sie auch schon mal einen minderjährigen Drogenverticker mit nach Hause, um ihn bei selbst gekochter Biosuppe zu verhören.

Ein glorreicher Einstieg für das neue Rostocker „Polizeiruf“-Team ist „Einer von uns“ geworden. Regisseur und Autor Eoin Moore hat zuvor sehr gute Milieudramen gedreht („Pigs Will Fly“), aber immer nur halbgute „Polizeirufe“. Hier nun durfte der gebürtige Ire das Krimipersonal samt Umfeld selbst entwickeln – was sich ausgezahlt hat.

Bei der Recherche im Rostocker Hartz-IV-Milieu wird jedes Klischee vermieden, und die Kamerabewegung durch die Plattenbausiedlungen sind geschmeidig wie der nölige Dialekt, den der in Mecklenburg aufgewachsene Charlie Hübner spricht. Nordisch by nature und authentisch bis zu den hier verspeisten 1,20-Euro-Currywürsten, dieser neue „Polizeiruf“.

Rostock-„Polizeiruf 110: Einer von uns“, So., 20.15 Uhr, ARD