SATIRE IM WAHLKAMPF
: Partei will Reiche „umnieten“ und macht Ströbele zu Heesters

Satire darf alles? Seit Dienstag steht das Großplakat der „Partei“ auf dem Kreuzberger Oranienplatz und dem Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg. „Bla bla, blablabla blabla blablab“, lässt sie dort vier Parteifrauen mit in die Ferne schweifendem Blick festhalten. Um weiter unten doch konkreter zu werden: „Wenn Sie uns wählen, lassen wir die 100 reichsten Deutschen umnieten.“

Deftige Ansage. Ernst zu nehmen aber nicht. Denn die „Partei“ ist bekanntlich ein Satireprodukt. Aktuell aber auch Bundestagsanwärterin und im Wahlkampf. „Partei“-Vorsitzender Martin Sonneborn erklärt: „Wir wollen damit ausdrücken, dass wir die 100 reichsten Deutschen umnieten lassen wollen.“ Das diene der angestrebten Umverteilung. Was „Umnieten“ konkret heißt, lässt Sonneborn offen: „Das wird man sehen.“ Angst vor Strafverfolgung hat er nicht. Tatsächlich wird bisher nicht wegen des Plakats ermittelt.

In Kreuzberg ist die „Partei“, wie sie jetzt bekannte, auch Urheberin einer anderen Aktion. Anfang September überklebte sie dutzendfach Plakate von Grünen-Bewerber Hans-Christian Ströbele mit dem Konterfei des 2011 verstorbenen, 108-jährigen Entertainers Johannes Heesters. Man habe kritisieren wollen, sagte Sonneborn, dass eine „Kaste alter Männer das Land regiert“. „Außerdem kann Ströbele nicht garantieren, dass er die komplette Legislatur noch im Dienste des Volkes steht.“

Der Grüne selbst findet’s weniger lustig. Der Vergleich mit Heesters habe ihn zuerst „schon sehr geärgert“, sagte Ströbele der taz, da sich der Entertainer vom NS-Regime habe „gebrauchen lassen“. Inzwischen sehe er die Sache aber mit Humor, so der 74-Jährige. Hätten ihn seine Mitarbeiter doch darauf hingewiesen, wie viele Legislaturperioden er noch bis ins hohe Heesters-Alter hätte: nämlich acht.

KONRAD LITSCHKO