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: Carsten Lüdemann in Santa Fu

Es ist nicht ohne eine gewisse Pikanterie, dass der neue Justizsenator Carsten Lüdemann (CDU) bei seinem ersten offiziellen Termin ausgerechnet das Jubiläum eines Gefängnisses feiert. Schließlich steht gerade der Strafvollzug in der Fachwelt für das Scheitern seines Amtsvorgängers Roger Kusch (CDU), den Lüdemann vorige Woche beerbte. Auch wenn er fachlichen Argumenten eher zugänglich sein mag, hat der frühere Staatsrat Kuschs Politik doch all die Jahre treu gedient – offenbar, ohne dabei von Bauchschmerzen geplagt zu werden. Auf der 100-Jahres-Feier im Fuhlsbütteler Gefängnis „Santa Fu“ ließ er gestern keinen Zweifel daran, dass er die bisherige Justizpolitik fortsetzen wird – soweit ihm überhaupt eine Aussage zu entlocken war. Denn eigentlich, hat Lüdemann sich vorgenommen, „sage ich über meine Ziele nichts ohne Abstimmung mit meiner Fraktion“.

Sieht man sich das Desaster seines Vorgängers an, ist Lüdemann mit einer solchen Grundhaltung nicht schlecht beraten. Dennoch wünscht man sich von einem neuen Senator natürlich ein neues Profil. Dafür aber steht Lüdemann nicht bereit. Er sieht auch nicht die Notwendigkeit, vom bisherigen justizpolitischen Kurs abzuweichen, sagte er der taz. Beispiel Resozialisierung von Gefangenen: Die Kritik, Kusch habe die Aus- und Weiterbildungsangebote hinter Gittern drastisch reduziert, sei falsch. Er habe die Reintegrationsmaßnahmen nur nach außen hin nicht an die große Glocke gehängt, weil er persönlich andere Prioritäten im Strafvollzug hatte. Weiteres Beispiel: Sein Vorgänger Kusch hat das ausdifferenzierte Angebot an Haftplätzen im offenen Strafvollzug, in Freigängeranstalten und der Sozialtherapie abgeschafft. Offenen Vollzug gibt es nur noch in Glasmoor. Auch hier wird der neue Senator das Ruder nicht wieder herumreißen. Denn den Bedarf, sagte Lüdemann, „sehe ich nicht“. EE