sonntag in bremen : Tai Chi – der Actionfilm
Wie der Westen Kung-Fu erfunden hat, erklärt IUB-Medienforscher Hon Hei Tsang
Ist Kung-Fu eine chinesische Nationalsportart?
Hon Hei Tsang: Nein, die Schriftzeichen für Kung-Fu bedeuten „man braucht eine sehr lange Zeit, um eine Fähigkeit zu erwerben“, etwa besonders gut kochen.
Wenn ich also in China von einem Kung-Fu-Film sprechen würde, wüsste niemand, was gemeint ist?
Der Begriff wurde in den USA geprägt, setzte sich aber in China durch, nachdem mit der Öffnung des Landes Anfang der 80er die in Hong-Kong produzierten Filme dort ankamen.
Voher gab es kein Kung-Fu?
Doch, solche Geschichten haben eine sehr lange Tradition in China. Für uns ist es deshalb überhaupt nichts ungewöhnliches, wenn die Helden wie in „Tiger and Dragon“ über Dächer fliegen. In Deutschland im Kino haben die Leute gelacht, weil sie das nicht kannten. In europäischen Mythen haben die Kämpfer für Gerechtigkeit keine übermenschlichen Kräfte, Robin Hood bleibt am Boden.
Welche Kampfkünste sind in den Filmen zu sehen – wenn es „Kung-Fu“ gar nicht gibt?
Das liegt immer daran, was die Schauspieler gelernt haben. Jackie Chan konnte zum Beispiel etwas, was auf der Nachahmung von fünf Tierarten beruht und Jet Li hat Tai Chi betrieben.
Fragen: Eiken Bruhn
Vortrag „Kung-Fu-Filme als Ausdruck chinesischer Identität?“: Sonntag, 11.30 Uhr im Übersee-Museum.