UrDrues wahre Kolumne
: Kassiber für dich!

Als krisenmeteorologischer Frontberichterstatter verbrachte ich jetzt ein paar Stunden im hochwasserbedrohten Lauenburg, wo mir nachdrücklich klar gemacht wurde, dass die Botschaft des Scheckbuchjournalismus auch an des Volkes Basis schon sehr gut angekommen ist. Auf die Bitte, mir ein Bild der endzeitlichen Wasserlandschaft von der lichten Terrasse einer noch nicht geöffneten Kneipe machen zu dürfen, antwortete der auch sonst strunzdoofe Wirt (erkenntlich an der von ihm vertetenen norddeutschen Biersorte): „Kannste machen. Kostet hundert Euro. Kriegst aber auch noch einen Kaffee dazu!“ Wehe, ich höre da später mal was von Spendenaufrufen: mitunter erwischt die große Manndranke schon die Richtigen!

Die Art und Weise, in der das offizielle Hamburg eine Ausstellung der DGB-Jugend über neonazistische Jugendkultur im Harburger Rathaus untersagt hat, zeigt recht auffällig, wie fruchtbar der Arsch noch ist, aus dem der alte Urschlamm kroch. Und wenn jetzt die Senatskanzlei beschwichtigt, man prüfe eine Präsentation in der Rathausdiele nach den Kriterien, ob der Zeitpunkt passe und „ob es einen Hamburg-Bezug gibt“, dann kann es wohl nur eine Antwort geben: Der Zeitpunkt passt nie, um gegen die Vettern und Basen vom rechten Rand der eigenen Sippe vorzugehen und ansonsten ist Hamburg ja Vorort von London und damit so liberalkonservativ definiert, dass der Proletenfaschismus keine Chance hat!

Ist Treue denn nur ein leerer Wahn? Und gilt es denn rein gar nichts mehr, „eines Freundes Freund zu sein?“ Nee, das kann uns Anhängern der Telenovela-Emotionalität nicht gefallen, dass Ole Beust als junger Mann im zweiten Frühling seinen Roger Kusch als Justizsenator so einfach rausschmeißt, statt ihn in Beugehaft nach Fuhlsbüttel ziehen zu lassen und dort regelmäßig mit Pulverkaffeee und Kuchen zu besuchen, um schon mal eine Ahnung zu bekommen wie das dereinst mal sein wird, wenn wirklich alles rauskommt. „Denn wer im Stich lässt seinesgleichen, der lässt doch nur sich selbst in Stich“. Hat Ole natürlich nie im Barmbeker Singeclub der SDAJ bei den Genossen Peter oder Paul gelernt!

Beim Besuch einer in der bremischen Klinik des Doktor Heines einsitzenden Bekannten tänzelt mir auf dem Flur ein früherer KB-Nord-Bündnispartner in manischer Vitalität mit dem Ruf „Psychiatrisierte und Streikende eine Kampffront!“ entgegen. Er bat mich dann noch, diese Botschaft als Kassiber über die taz nord zu verbreiten, ausdrücklich mit dem Appell zur Teilnahme an den Ostermarschveranstaltungen 2006. Weil man solche beinharten und längst noch nicht vom guten alten Glauben abgefallenen Mitstreiter nicht auf eine Kleinanzeige im Weserkurier oder in der Mopo verweisen kann, schließt sich diesem Aufruf mit Leidenschaft an

Ulrich „Redsox“ Reineking