Politik, Fußball und Popkultur

FAMILIENFEST Fußball und Gewalt – nein, nicht schon wieder! Stattdessen „Fußball und Liebe“: So lautet der Titel eines dreitägigen Festivals am Millerntor, bei dem es in Kultur-veranstaltungen und Diskussionen um die schönste Neben- und Hauptsache der Welt geht

VON MARCO CARINI

Das Motto ist bewusst provokativ gewählt: „Alle reden von Fußball und Gewalt. Wir feiern Fußball und Liebe!“ Für dieses Fest wird vom kommenden Donnerstag an die Gegengerade des Millerntor-Stadions zum Schauplatz vielfältiger Kultur- und Diskussionsveranstaltungen. Es gibt Live-Musik, Filme, Lesungen, Ausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen für Kinder. Thematisch dreht sich alles um die schönste Nebensache und das schönste Gefühl der Welt.

Die beiden Diskussionsveranstaltungen, die das dreitägige Programm einrahmen, versprechen Zündstoff. Am Donnerstagabend ist unter anderem der Geschäftsführer der deutschen Fußballliga, Andreas Rettich, im Fansaal der Gegengerade zu Gast, um in der Auseinandersetzung mit Fanvertretern unter dem Motto „Fußball und Liebe oder: Wie dreht man einen Diskurs?“ die Gewaltdebatte einmal von einer anderen Seite aufzurollen.

Am Samstagabend klingt das Event inhaltlich mit einer „Diskussionsrunde zum Thema „Keine Chance für die Liebe? Fußball, Homophobie und Sexismus“ aus. Mit dabei sind der Ex-St.-Pauli-Profi Marius Ebbers und die Rapperin Sookee. Die Abschlussparty „Football und Soul“ beendet anschließend das Festival.

Die dreitägige Veranstaltung sei „die größte Fanaktion seit Jahren“, sagt Initiator Christoph Nagel, der auch im Vorstand von 1910 e. V. ist – dem Förderverein, der ein FC-St.-Pauli-Vereinsmuseum auf die Beine stellen will. Der Plan: In der Gegengeraden soll eine dauerhafte Ausstellung entstehen.

Was das Besondere an der kommenden Veranstaltung ist? „Politische Fragen, Fußball und Popkultur paaren sich hier aufs Beste“, sagt Nagel. „Inhaltlich wollen wir ein Zeichen setzen gegen die schon fast satirisch ausartende Mediendebatte über Fußballfans und Gewalt.“ Gleichzeitig seien die „drei magischen Tage am Millerntor für den 1910 e. V. der bislang größte Schritt in die Öffentlichkeit“.

Viel mehr Fans und Sympathisanten des Clubs sollen mitbekommen, was sich hinter der Museumsidee verbirgt. Einen Vorgeschmack soll die Ausstellung „Moments in Love – Liebestaumel und Liebeskummer mit dem FC St. Pauli“ geben. Fans haben dafür ihre besten und persönlichsten Liebesgeschichten rund ums Millerntor in Szene gesetzt: mal als Text, mal als Fotostrecke, mal als Video.

Um das Event zu stemmen, hat der Museumsverein zahlreiche Partner gewonnen, die eigene Akzente setzen werden. Das Reeperbahnfestival wird zahlreiche seiner Künstler und Viva con Aqua einen „Medienkäfig“ präsentieren, von dem noch nicht verraten werden soll, was sich dahinter verbirgt.

Mit dabei sind auch die „Kiezhelden“, die Organisation, mit der der FC St. Pauli soziale Projekte unterstützt. Sie wollen am Samstag ab 13 Uhr einen ultimativen Fahnen-Workshop realisieren unter dem Slogan: „Zeige Deine Liebe mit Deiner eigenen Fahne!“

Unterstützt wird die Veranstaltung auch vom Bezirk Mitte und natürlich vom FC St. Pauli, dessen Geschäftsführer Michael Meeske betont: „Der Facettenreichtum dieser Veranstaltung zeigt das kreative Potenzial unserer Fanszene eindrucksvoll auf.“ Der Titel „Fußball und Liebe“ passe zur „leidenschaftlichen Liebe“ der Anhänger zu ihrem Verein, die auch „gelegentlichen Liebeskummer überwinde“. Christoph Nagel fasst sich da kürzer: „Ohne die Liebe zum FC St. Pauli gäbe es ihn nicht mehr.“

So hat die FC-St.-Pauli-Familie vom 26. bis zum 28. September mal wieder einen Grund gefunden, ihren Verein, sein Umfeld und sich selbst abzufeiern. Und alle, die sich noch nicht zur Familie zählen, haben die Gelegenheit, mal ein wenig Familienatmosphäre zu schnuppern.

■ Do, 26. 9. bis Sa, 28. 9., Millerntorstadion. Infos und Programm: www.fussballundliebe.de, www.kiezhelden.com und www.1910-museum.de