Europäische Spielereien

Bayer Leverkusen holt in Dortmund Big Points für den Uefa Cup. Angreifer Dimitar Berbatov möchte demnächst trotzdem in der englischen Premiere League treffen. „Lahmarschige“ Dortmunder

Es wäre interessant zu hören, wie und wo Berbatov selbst seine Zukunft sieht

AUS DORTMUNDMARCUS BARK

Michael Skibbe ist Angestellter von Bayer Leverkusen. In seiner Eigenschaft als Trainer sollte er für die Interessen des Vereins handeln und auch reden. Am Samstag ging das nur bedingt. „Absolut herausragend“ und „absolute Weltklasse“ nannte er die Leistung von Dimitar Berbatov beim 2:1-Sieg in Dortmund. Wenn das die Engländer erst einmal gehört haben, werden sie noch gieriger darauf sein, den bulgarischen Stürmer zu verpflichten. „Die Tottenham Hotspurs haben Interesse, aber es gibt noch kein konkretes Angebot“, sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. „Ich hoffe, dass er mindestens noch ein Jahr bleibt.“ Das war ein anständiger Satz des Angestellten. Den musste Völler sagen, aber er hörte sich auch nur nach Pflichtprogramm an.

Der Vertrag von Dimitar Berbatov ist noch bis 2009 gültig. Er darf allerdings schon im Sommer gehen, wenn ein anderer Verein 15 Millionen Euro bezahlt. Das ist eine hohe Summe, aber Tottenham kassiert in der englischen Premier League jede Menge TV-Gelder und ist auf gutem Weg, sich zumindest einen Platz in der Qualifikation zur Champions League zu sichern. Gerüchte besagen, dass der Name Berbatov auch beim FC Arsenal und Real Madrid eine Rolle spielt. „Wenn er solch eine Leistung zeigt wie heute, ist das doch klar“, sagte Völler.

Um die möglichen Käufer ein wenig abzuschrecken, hätten die Bayer-Angestellten Skibbe und Völler darauf verweisen können, dass Berbatov wieder einmal viele Chancen vergab und gegen Ende der Partie einige Male mit seinen Mitspielern haderte, weil die ihn nicht nach seinem Geschmack bedienten. Aber was hätte das für einen Sinn bei einer solchen Positivliste.

Dimitar Bebatov ist 25 Jahre alt. In Dortmund erzielte er seinen 16. Saisontreffer (22. Minute) und leitete damit den dritten Bayer-Sieg in Folge ein, den Paul Freier (48.) bei einem Gegentreffer von Markus Brzenska (26.) sicherstellte. Es war Berbatovs zehntes Tor in der Rückrunde. Die Trefferquote in der Bundesliga liegt nach 149 Spielen seit 2001 bei 0,43. Berbatovs Beschleunigung hat einen Spitzenwert, seine Technik ist Spitzenklasse. Er hat reichhaltige Erfahrungen in der Champions League und in der Nationalmannschaft, mit der er im Sommer bei der Weltmeisterschaft noch nicht einmal Kräfte lassen muss. Es wäre interessant zu hören, wie und wo Berbatov selbst seine Zukunft sieht, aber er schwieg am Samstag.

Über Berbatov wurde hingegen viel geredet, selbst bei den Dortmundern. Borussias Sportdirektor Michael Zorc machte es wütend, wie Bayer Leverkusen kombinieren und immer wieder den herausragenden Stürmer in Szene setzen durfte. „Wir haben noch nicht einmal eine Gelbe Karte bekommen, weil wir zu lahmarschig waren, um in die Zweikämpfe zu kommen.“ Damit war ein Grund für die verdiente Niederlage, die nach Zorcs Ansicht das Ende der UEFA-Cup-Ambitionen bedeutete: „Der fünfte Platz ist kein realistisches Ziel mehr.“

Indirekt war er damit wieder beim Thema Berbatov angelangt. Denn die Dortmunder sind auf der Suche nach einem Stürmer, der zumindest annähernd die Klasse des Bulgaren hat, aber weit weniger kostet. Wunschkandidaten des BVB sind der Schweizer Nationalspieler Alexander Frei vom französischen Erstligisten Stade Rennes und Nelson Valdez von Werder Bremen. „Beide Spieler wollen zu uns“, sagte Zorc am Samstag. Damit sind die größeren Probleme noch nicht gelöst. Erste Gespräche mit Rennes ergaben, dass Frei nicht zu bezahlen ist. Die Ablöse soll bei sieben Millionen Euro liegen. Im Sommer 2007 wäre Frei kostenlos zu haben. Genau wie Valdez, dessen Preis aktuell zwischen drei und vier Millionen Euro liegen dürfte.