JÖRN KABISCH ANGEZAPFT
: Ein Exot aus der Märchenwelt

Was ist wohl ein „Frauenauer Pale Ale“? Ja richtig, eine Fantasiebezeichnung, so wie auch der Name dieses Biers: Rachel Rotfux.

Ein alkoholisches Getränk so zu nennen, als ob es auch eine Rolle in einem Märchen spielen könnte, etwa als Gespielin des gestiefelten Katers – geschenkt. Es haben schon fabelhaftere Titel Käufer gelockt. Aber möchte man nicht dazu einen konkreteren Hinweis finden, was den Trinker erwartet, wenn er ein Rachel öffnet?

Die Bezeichnung ist ein Beispiel für das Tohuwabohu, in der sich die Kategorisierung des Biers derzeit befindet. Exakte Abgrenzungen zwischen den Stilen gab es zwar nie. Die Bezeichnungen hatten immer regionale Wurzeln, weshalb beispielsweise selten ein Brauer südlich der Donau darauf gekommen wäre, sein Helles als bayerisches Pils zu vermarkten. Da der gute Geschmack inzwischen aber keine Ländergrenzen mehr kennt, wird die Sache unübersichtlicher. Es kommen vermehrt englische und amerikanische Gattungsbezeichnungen ins Spiel. Bei der Bezeichnung Pale Ale stand wohl ein English oder American Pale Ale Pate, zwei in den USA noch sehr junge Bierstile.

Das Rachel Rotfux ist dann auch ein rechter Exot. Ganz genau nämlich ein obergäriges Starkbier, bräunlich-orange, das fulminant gehopft ist, aber auch der in Bayern sehr verbreiteten Vorliebe für das Süßsüffige entspricht. Es begrüßt einen mit Fruchtnoten, die leicht mit Kräutern durchmischt sind, verabschiedet sich aber sehr gleitend und ganz ohne nachbitternden Abgang.

Sicher ist: Als Frauenauer Pale Ale wird das Rachel Rotfux konkurrenzlos bleiben. Es kommt aus einer Gemeinde im Bayerischen Wald mit rund 2.700 Einwohnern.

■  Rachel Rotfux, Frauenauer Turbinenbräu, Alkohol 5,7 % Vol.