Von Wundern und Vorentscheidungen

31. Spieltag in der Fußball-Regionalliga geht für die Nordclubs unterschiedlich erfolgreich aus. Holstein Kiel kann noch auf die 2. Bundesliga hoffen, bei Lübeck und St. Pauli sieht es nicht mehr nach dem Aufstieg aus

Freude in Kiel, Ratlosigkeit in Lübeck und Enttäuschung in Hamburg: Der 31. Spieltag in der Fußball-Regionalliga dürfte im Wettbewerb um den Aufstieg in die 2. Bundesliga für Vorentscheidungen gesorgt haben. Zumindest, was die sportliche Zukunft von zwei der fünf Aufstiegsaspiranten anbelangt.

Während sich Tabellenführer RW Essen nach dem 4:1-Erfolg in Osnabrück schon auf Gastspiele in Duisburg, Köln oder Aue einstellen darf, bleiben die Perspektiven für den FC St. Pauli trist. Nach dem 0:1 gegen Jena und jetzt sechs Punkten Rückstand auf die zweitplatzierten Thüringer, die zudem noch ein Spiel weniger ausgetragen haben, dürfte für den DFB-Pokal-Halbfinalisten im täglichen Geschäft alles beim Alten bleiben. Sollte sich nicht noch ein mittleres sportliches Wunder ereignen, reisen auch in der nächsten Saison die zweiten Mannschaften von Bayer Leverkusen und Hertha BSC Berlin zu Regionalligaspielen ans Hamburger Millerntor.

Holstein Kiel dagegen darf nach dem 5:1 (4:1)-Heimsieg gegen den Tabellenvorletzten 1. FC Köln II weiter davon träumen, erstmals nach 1978 wieder in die zweithöchste Spielklasse aufzusteigen. Drei Punkte beträgt der Kieler Rückstand auf Jena, fünf Punkte jener des VfB Lübeck. Dieser bot in Wuppertal eine schwache Leistung: Vom Willen, mit einem Sieg einen großen Schritt in Richtung Zweitklassigkeit zu vollziehen, war nichts zu sehen. Beinahe schon lethargisch fügte sich das Team von VfB-Trainer Stefan Böger in sein Schicksal, alles Aufbäumen kam zu spät. Es reichte nur zum 2:1 durch Markus Kullig (75./Foulelfmeter). „Mit dieser Leistung haben wir oben in der Tabelle nichts zu suchen“, zürnte denn auch Lübecks Kapitän Rouven Schröder.

In Kiel war die Welt in bester Ordnung. Vor 4.000 Zuschauern hatten Michael Niedrig (2. und 36.) sowie Andre Breitenreiter (4.), Ryan Coiner (25.) und Björn Lindemann (64.) die Treffer zum 5:1-Sieg bei einem Gegentor durch Shihi (3.) gegen die Kölner U23 erzielt. „Wir hatten uns nach drei wenig erfolgreichen Spielen viel vorgenommen. Dieser Sieg ist ein Zeichen an die anderen Mannschaften, dass wir noch leben“, sagte Doppeltorschütze Michael Niedrig.

Am kommenden Wochenende müssen die Kieler „Störche“ nun beim FC St. Pauli antreten. Nur mit einem Sieg gegen Holstein würden sich die Hamburger noch einen Funken Hoffnung auf den Aufstieg erhalten. In Jena wurde wieder einmal Sebastian Hähnge zum Schrecken des Kiez-Klubs: In der 60. Minute erzielte der Angreifer das Tor des Tages.

„Nach dieser Niederlage müssen wir uns ganz hinten anstellen. Es wäre anmaßend, jetzt vom Aufstieg zu sprechen“, so St. Pauli-Trainer Andreas Bergmann. „Nach dem 0:1 waren wir in unseren Aktionen sehr zerfahren. Es fehlt uns die Souveränität, die eine Spitzenmannschaft normalerweise besitzt.“ Ausnahmsweise kommt die Kür diesmal vor der Pflicht. Am Mittwoch (20.15 Uhr, live in der ARD) empfängt der FC St. Pauli im DFB-Pokal-Halbfinale Bayern München (siehe auch links).CHRISTIAN GÖRTZEN