Goldman Sachs angeklagt

INVESTMENTBANK Die US-Börsenaufsicht rollt einen möglichen Betrugsfall auf, der mit dem Ursprung der Finanzkrise zu tun hat

Goldman Sachs, die einzige Investmentbank in den USA, die bislang unbeschadet durch die Finanzkrise kam, steht unter Anklage. Die US-Börsenaufsicht SEC wirft der Bank Betrug im Zusammenhang mit der Bündelung und dem Weiterverkauf minderwertiger US-Hypotheken vor. Diese Wertpapiere gelten als Auslöser der aktuellen Finanzkrise.

Goldman Sachs hat die Papiere massenhaft an Banken in aller Welt verkauft, insbesondere an die deutsche IKB und die niederländische Pleitebank ABN Amro. Dabei, so die Anklage, habe sie einen massiven Interessenkonflikt verschwiegen: Beim Packen der Wertpapierpakete ließ sie sich von Hedgefonds-Gründer John Paulson helfen.

Der Paulson-Fonds aber spekulierte auf ein Ende des Immobilienbooms in den USA und damit auf ein Abschmieren der darauf basierenden Wertpapiere. Die gut 1 Milliarde Dollar, die IKB, ABN Amro und andere nach dem Platzen der Immobilienblase verloren haben, seien so zum größten Teil in die Kassen von Paulson & Co geflossen. Goldman Sachs sieht sich als Opfer. Man habe auf steigende Kurse gesetzt und „bei der Transaktionen Geld verloren“, so die Bank am Freitag.

Der Klageschrift zufolge verlor die IKB, die 2007 mit Steuergeldern gerettet werden musste, fast ihren gesamten Einsatz von 150 Millionen Dollar. Die Bundesregierung will nun rechtliche Schritte gegen Goldman Sachs prüfen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm zufolge wird die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ein Auskunftsersuchen an die SEC stellen. Investoren fragen sich, ob die Deutsche Bank, die ähnliche Wertpapierpakete wie Goldman Sachs packte, auch vor den Kadi kommen könnte. Die Deutsche-Bank-Aktie stürzte in Frankfurt um 8 Prozent ab. NICOLA LIEBERT