Nordbank: Die Finanzkrise ist an allem schuld

„Es gab keine Anhaltspunkte für nicht beherrschbare Risiken“

WOLFGANG PEINER, EX-AUFSICHTSRATSCHEF

Nach Ansicht des früheren Aufsichtsratschefs der HSH Nordbank, Wolfgang Peiner, hat niemand konkretes Schuld an der Schieflage des Kreditinstituts. „Die Bank ist ein klassisches Opfer der weltweiten Finanzkrise“, sagte der einstige Hamburger CDU-Finanzsenator am Montag am Rande des Untersuchungsausschusses in Kiel. Peiner stand dem Aufsichtsrat nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Finanzsenators von Anfang 2007 bis Ende Juni 2009 vor. Der heutige Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher ist seit Oktober 2007 für das operative Geschäft der Bank mitverantwortlich. In diesem Zeitraum entwickelte sich die Immobilien-Krise in den USA zur weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

„Es gab keine Anhaltspunkte für nicht beherrschbare Risiken“, sagte Peiner in Kiel. Ohne die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 wäre die HSH Nordbank, die 2003 aus der Fusion der Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangen war, in keine existenzbedrohende Krise geraten, ist der 66-Jährige überzeugt. Die Immobilienkrise in den USA und die Ende 2007 in Amerika beginnende Finanzkrise hätten von der HSH Nordbank bewältigt werden können. Im vergangenen Jahr mussten Hamburg und Schleswig-Holstein als Haupteigentümer Milliardenhilfen leisten, um das angeschlagene Institut vor dem Kollaps zu retten. Der Untersuchungsausschuss soll klären, wie es zur Schieflage der Bank gekommen war.

Den bisherigen Ergebnissen zufolge, zeigt Peiners Darstellung allerdings nur die Oberfläche der Entwicklung: Zwar hätte sich die Bank möglicherweise selbst retten können; fehlerhafte bankinterne Prozesse, insbesondere ein schlechtes Risikocontrolling vergrößerten aber den Schaden, den die Krise anrichtete, beträchtlich.

Peiner räumte ein, dass das Kreditersatzgeschäft der Bank als ein wesentliches Element ihres Geschäftsmodells angesichts ihres niedrigen Eigenkapitals zu groß gewesen sei. Allerdings habe es sich überwiegend nicht um hochspekulative Anlagen, sondern um Wertpapiere von Institutionen, Staaten und Unternehmen gehandelt, „deren Marktwert insgesamt durch die Finanzkrise gelitten hat“. (dpa/knö)