„Überall das Urwetter“

METEOROLOGIE Der Veranstalter des 8. Extremwetterkongresses will nicht unken

■ 45, ist seit 2007 Geschäftsführer des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation.

taz: Herr Böttcher, sollte man Ihre Veranstaltung nicht lieber „Schönwetter“-Kongress nennen? Alle finden doch immer die Hitze so toll.

Frank Böttcher: Es wäre natürlich wunderbar, einen Schönwetterkongress zu haben, weil der vielleicht noch beliebter wäre als der Extremwetterkongress. Aber trotzdem ist es interessant, sich mit Extremwetter zu befassen, denn das verursacht die größten volkswirtschaftlichen Schäden.

Für wen machen Sie eigentlich den nun schon 8. Extremwetterkongress? Die Leute sind des Themas längst müde.

Wir wollen wissenschaftliche Inhalte aus ihrem Elfenbeinturm herauszuholen und für alle verständlich erklären.

Haben Ihre Kongresse einen Einfluss auf die Politik?

Mein Ziel ist nicht, politische Entscheidungen zu beeinflussen, und deshalb überprüfe ich das auch nicht.

Gehen wir ins Detail: Dass das Extremwetter die Flugsicherheit immer stärker beeinträchtigt – ist dies die Strafe dafür, dass wir Vielflieger das Problem mit erzeugt haben?

Extremwetter-Ereignisse, die das Fliegen beeinträchtigten, gab es immer. Die Frage ist nur: Wie gehen wir damit um? Wie stellen wir sicher, dass der Pilot des Langstreckenflugs schnell weiß, wie das Wetter in den nächsten Stunden sein wird?

Trotzdem könnte der Tag kommen, an dem wegen des Wetters niemand fliegen kann.

Unwahrscheinlich. Ich glaube, dass extreme Wetterereignisse regional begrenzt bleiben und nie ganze Kontinente betreffen werden.

Gibt es eigentlich eine „menschenfreundliche Idealtemperatur“?

Von Kollegen höre ich oft: „Ich hätte gern von April bis Oktober 25 Grad.“ Dieser Wunsch drückt den Wunsch nach einem ganz starken Klimawandel aus.

Der zum statischen Wetter geht.

Ja, wir tragen unser Urwetter mit uns herum.

Wie das?

Die Wiege der Menschheit ist ja nicht in Nordeuropa, sondern in Afrika, im Grenzbereich zwischen Savanne und Wald. Das bedeutet, dass wir dieses Wetter immer noch als Idealzustand empfinden. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir das Urwetter überall hin mitnehmen: Jedes Einkaufszentrum, jede Wohnung hat Temperaturen über 20 Grad. Und an kalten Tagen drehen die Menschen im Auto die Heizung auf, um möglichst schnell den Zustand des Urwetters zu erreichen.  INTERVIEW: PS

8. Extremwetterkongress: 23.–27. September, Hafencity