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Deutsche HauptschülerInnen werden von der Öffentlichkeit als gewaltbereite Verlierer wahrgenommen. Dortmunder HauptschülerInnen wehren sich nun in zahlreichen Leserbriefen an die taz nrw gegen ihr schlechtes Image

HauptschülerInnen aus NRW wollen nicht länger als gewaltbereite und dumme Jugendliche verunglimpft werden. „Unsere Klassen waren empört über die Medienkampagne gegen sie“, sagt Willi Juhls, Streitschlichter an der Hauptschule in Dortmund-Aplerbeck. Deshalb hätten sie sich nun mit Briefen an die Öffentlichkeit gewandt.

Seitdem LehrerInnen einer Berliner Hauptschule Alarm schlugen, debattieren PolitikerInnen und Pädagogen über die Gewalt an der weiterführenden Schule. Die Dortmunder Jugendlichen befürchten fatale Folgen: Nun seien ihre Chancen auf eine Lehrstelle noch geringer geworden. „An unserer Schule ist es friedlich“, schreiben zum Beispiel Marina und Maureen, beide 13 Jahre alt. Sie hätten Streitschlichterprogramme und klare Regeln, so käme es zu keiner Gewalt.

In der vergangenen Woche hatten sich auch VertreterInnen der Landesregierung gegen die allgemeine Kritik an Hauptschulen gewandt. „Fälle von Gewaltanwendung gab es leider immer schon – und zwar an allen Schulformen“, sagte NRW-Bildungsministerin Barbara Sommer. Die CDU möchte das dreigliedrige Schulsystem grundsätzlich erhalten, die Grünen fordern seine Reform, ebenso wie die Sozialdemokraten.

An der Dortmunder Schule sorgt seit vier Jahren die kleine Reform „Streitschlichterprogramm“ für gute Stimmung. „Das klappt hervorragend“, sagt Ausbilder Juhls. Waren die SchülerInnen anfangs noch skeptisch, so würden sie sich jetzt begeistert als Mediatoren ausbilden lassen. Sobald es Streit gibt, etwa durch Beleidigungen oder weil MP3-Player beschädigt werden, vermitteln sie. „Das Klima hat sich deutlich gewandelt.“

ANNIKA JOERES