Charité vor Streik

Tarifverhandlungen für Charité-Ärzte gescheitert. Urabstimmung über einen unbefristeten Streik

Die Charité wird nun doch nicht Vorreiterin für eine Lösung des bundesweiten Tarifkonflikts mit den Ärzten sein. Gestern erklärte die Ärzteorganisation Marburger Bund (MB) die Tarifverhandlungen für die rund 2.200 Ärzte des städtischen Universitätsklinikums für gescheitert. Am 20. April soll eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik stattfinden. Der Marburger Bund, der die Kooperation mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di aufgekündigt hatte, verlangt für die Ärzte deutlich mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.

„Das letzte Arbeitgeberangebot hat sich bei genauerem Nachrechnen als unannehmbar herausgestellt“, so MB-Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag. Das Angebot hätte die durch die Übergangsverträge erzielten Lohneinsparungen beim ärztlichen Personal nicht ausgleichen können. Bei den meisten Punkten hätte aber mit der Klinikleitung Einvernehmen bestanden. Nur bei der Vergütung hätten die Arbeitgeber kein Entgegenkommen signalisiert. Dem Marburger Bund sei durchaus bewusst, dass Tarifverträge mit Kompromissen enden. „Die Unbeweglichkeit des Charité-Vorstandes hat jedoch die Sinnlosigkeit der Verhandlungen offenbart“, so Hammerschlag.

Bundesweit streiken derzeit Ärzte in Landes- und Universitätskrankenhäusern, die unter dem Dach der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) stehen. Diesen öffentlichen Arbeitgeberverband hatte das Land Berlin verlassen, um Lohnkürzungen im gesamten öffentlichen Dienst durchzusetzen. Deshalb müssen nun Marburger Bund und Klinikleitung separat über einen Ärzte-Tarifvertrag an der Charité verhandeln. Dass die Uni-Klinik der bettelarmen Stadt Berlin eine Vorreiterrolle bei der Lösung des Konflikts zwischen den Ärzten und der TdL spielen könnte, galt von Anfang an aber als unwahrscheinlich. ROT