Klimawandel gefährdet Pflanzen

Wirtschaftswachstum geht auf Kosten der genetischen Vielfalt der Vegetation

BERLIN taz ■ 30 bis 40 Prozent der europäischen Pflanzenarten sind durch den Klimawandel bedroht. 2080 könnten die Pflanzen ausgestorben sein, warnen die Wissenschaftler des von der EU geförderten Forschungsprojekts ALARM.

Sie haben drei verschiedenen Versionen des Klimawandels durchgespielt. Erste Ergebnisse liegen nun vor. Das erste Szenario geht von einem ungehemmten weltweiten Wirtschaftswachstum aus, bei dem sich die Politik nicht an Umweltstandards, sondern nur an ökonomischen Interessen orientiert. Bei einer solchen Entwicklung würden 50 Prozent aller europäischen Pflanzen aussterben. Das günstigste Szenario glaubt an eine nachhaltige Entwicklung und weitere Verbesserung der Umweltstandards. Doch auch unter diesen Bedingungen würde ein Viertel der europäischen Pflanzen bis 2080 aussterben.

„Am wahrscheinlichsten ist das mittlere Szenario“, glaubt Projektkoordinator Josef Settele vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle. „Dann würden 30 bis 40 Prozent der europäischen Pflanzen aussterben“. Die durchschnittliche Temperatur würde sich um 4 Grad erhöhen, während sich die Kohlendioxidkonzentration verdoppelt.

Vom Rückgang der Pflanzenvielfalt sind vor allem die Alpen und Pyrenäen sowie der Mittelmeerraum und Osteuropa betroffen. „Dort gibt es eine sehr spezialisierte Flora, die auf die Klimaveränderung sensibel reagiert“, erklärt Ingolf Kühn, stellvertretender Projektkoordinator. Weniger betroffen sind Skandinavien und die Vegetation am Atlantik.

Welche Pflanzen aussterben dürften, werden erst weitere Forschungen zeigen können. Doch ein Beispiel kann Kühn schon nennen. Der Gletscherhahnenfuß sieht aus wie die Butterblume, nur blüht er weiß statt gelb. Die bedrohte Pflanze überlebt an der Schneegrenze in Gebirgen und hält sich im Schotter der Gletscher fest.

ANNA DOBELMANN