Entwicklungshilfe aus einer Hand

Bundesregierung will ihre Entwicklungshilfe-Organisationen GTZ und KFW zusammenlegen. Bisher wurde zwischen der technischen und finanziellen Zusammenarbeit bürokratisch unterschieden. Entwicklungsländer könnten davon profitieren

VON KATHARINA KOUFEN

Wer erklärt haben möchte, wie deutsche Entwicklungshilfe funktioniert, muss sich auf einen mittleren Vortrag einstellen. Welche Organisation für welchen Bereich zuständig ist, ob sie eigene Experten entsendet oder nur mit Einheimischen arbeitet oder womöglich beides, woher das Geld kommt und wer die Projektanträge unterzeichnen darf – ein höchst kompliziertes Thema.

Das soll sich ändern. Schon unter Rot-Grün gehörte die „Entwicklungszusammenarbeit aus einem Guss“ zu den Lieblingsschlagwörtern, verwirklicht wurden allerdings nur kleinere Reformen. Jetzt endlich traut sich die Regierung an die Abschaffung eines Anachronismus, der mittlerweile geradezu grotesk wirkt: Der Trennung in „technische“ und „finanzielle“ Zusammenarbeit. Zu diesem Zweck sollen die für den technischen Part zuständige GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) und die finanzbetonte Entwicklungsbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) zusammengelegt werden.

Beides sind Organisationen, die dem Entwicklungsministerium (BMZ) unterstehen. Vereinfacht: Die GTZ schickt Experten, die KFW Geld. So funktioniert aber nur die Theorie. In der Praxis braucht die KFW immer auch technische Experten, bevor sie etwa in Mosambik ein Stromnetz finanziert. Und die GTZ braucht natürlich auch Geld, wenn sie beispielsweise in der thailändischen Provinz eine Bank für Arme ins Leben rufen will. „Es gibt kaum noch Projekte, bei denen es nur um finanzielle Hilfe ohne begleitende Know-how-Vermittlung geht“, sagt die Wirtschaftsprofessorin Eva Terberger vom Wissenschaftlichen Beirat des Ministeriums. „Warum soll man nicht gleich alles aus einer Hand liefern?“

Das BMZ hat die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers bis Juni mit Vorschlägen beauftragt, wie genau die beiden verzahnt werden können. Laut Erich Stather, Staatssekretär im BMZ, ist deren genaue Ausgestaltung noch offen. Möglich wäre, dass die GTZ größtenteils in die KFW eingegliedert wird. Dafür spricht, dass die KFW sich bereits an internationalen Wettbewerbskriterien orientiert, die GTZ ihre Projekte hingegen meist an eigene Experten ohne Ausschreibung vergibt.

Für problematisch halten manche Kenner der Materie dagegen die Fusion zweier sehr unterschiedlicher Unternehmenskulturen. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie aus der Verschmelzung einer Bank und einer Beratungsorganisation Synergieeffekte entstehen sollen“, meint etwa Dieter Bender, Professor für Wirtschaftslehre, aus dem wissenschaftlichen Beirat des Ministeriums. „Von der Idee her absolut notwendig, doch in der Praxis wird das schwierig“, gibt auch eine ehemalige BMZ-Angestellte zu bedenken. „In der GTZ sitzen die Kreativen, in der KFW die glatten Bänker.“

EU und OECD kritisieren schon lange, das deutsche System binde „Arbeitskraft und Energie“. Allein in Frankfurt, Eschborn und Berlin arbeiten rund 1.000 GTZ-Angestellte und 370 KFW-Entwicklungsbänker, hinzu kommen 8.500 deutsche GTZler im Ausland. Mittelfristig dürfte die Fusion auch dazu dienen, die Doppeltverwaltung abzuspecken. Geradezu peinlich wird es im Ausland, wenn etwa in einem winzigen afrikanischen Land der Mikrobank-Experte der KFW kaum weiß, was sein GTZ-Kollege ein paar Straßen weiter in seinem Büro treibt. Für die Regierungen in den Entwicklungsländern ist die deutsche Bürokratie oft eine Zumutung. Sie wissen oft nicht, an wen sie sich wenden sollen. „Wenn wir heute mit Partnern reden, klingen wir immer wie ein mehrstimmiger Chor – das macht doch keinen Sinn“, so Staatssekretär Stather gestern zur taz.