CDU holt im Osten auf

ANALYSE II Hartz-IV-Empfänger blieben zu Hause, Ostberliner Christen wählten Grün

Die CDU ist in Berlin nicht nur stärkste Partei, sie ist auch ausgeglichener als je zuvor in der Stadt vertreten. In einer Analyse der Landeswahlleiterin Petra Michaelis-Merzbach heißt es über die Partei: „Bemerkenswert ist, dass sie am stärksten in den im Osten der Stadt gelegenen Wahlkreisen gewinnen konnte, wo sie vordem vergleichsweise geringe Ergebnisse erzielte.“ Die CDU liegt damit nicht nur im Westen, sondern auch im Osten vor der SPD. Somit „schwächt sich die ausgeprägte Westorientierung allmählich ab“, so die Wahlleiterin.

Bei der SPD gibt es die umgekehrte Entwicklung. Während die Partei im Jahr 2009 im Osten und Westen fast gleich gut ankam, entwickelt sich das Ergebnis in beiden Teilen der Stadt seither langsam auseinander – am Sonntag bekam die Partei im Westen 6 Prozent mehr als im Osten.

Bei den Sozialdemokraten sind die Spätfolgen der Agenda 2010 nach wie vor spürbar. „In Gebieten mit einem hohen Anteil an Hartz-IV-Empfängern erzielte die SPD weit unterdurchschnittliche Zweitstimmenergebnisse“, heißt es in der Analyse. Stattdessen wählen die Langzeitarbeitslosen andere Parteien – oder bleiben gleich ganz zu Hause: „Der Nichtwähleranteil war in den Wahlgebieten mit hoher Hartz-IV-Quote bemerkenswert hoch. Dies gilt für den Ost- und Westteil von Berlin.“ Die höchste Wahlbeteiligung gab es dann auch in den südwestlichen, eher bürgerlich geprägten Bezirken. In Steglitz-Zehlendorf machten 80 Prozent der Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch – in Marzahn-Hellersdorf lag die Beteiligung 15 Prozentpunkte niedriger.

Die Wählerschaft der Linken ist in Ost und West nach wie vor unterschiedlich. Während die Partei im Osten bei älteren Wählern „überdurchschnittliche Ergebnisse erzielte und hinzugewann“, waren ihre Ergebnisse bei Älteren im Westen unterdurchschnittlich. Bei den Grünen hingegen sind sich Ost und West einig: „Die Grünen schnitten bei der älteren Wählerschaft in beiden Teilen Berlins unterdurchschnittlich ab.“ Dafür hatten sie im Osten „besonders hohe Zugewinne in denjenigen Gebieten zu verzeichnen, in denen ein hoher Anteil von Personen mit Kirchenangehörigkeit leben“.

Einen interessanten Effekt gab es in Westberlin: „Die Unterstützung für die Linke war in Gebieten mit einem hohen Ausländeranteil deutlich überdurchschnittlich“, heißt es in der Wahlanalyse.

Für die Berliner Piraten ist das Ergebnis enttäuschend: Sie erhielten hier nur 3,6 Prozent der Zweitstimmen. Das ist mehr als im Bundesdurchschnitt – aber bei der letzten Wahl zum Abgeordnetenhaus bekam die Partei noch 8,9 Prozent. SEBASTIAN HEISER

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