WAS MACHEN EIGENTLICH ... zwei Berliner Mimen?
: Sich sehnsuchtsvoll an Beckett erinnern

Ausgerechnet in Berlin hat der irische Dramatiker Samuel Beckett, der morgen 100 Jahre alt geworden wäre, sein Haus- und Hoftheater gefunden. An keinem anderen Theater sind so viele Beckett-Stücke aufgeführt worden wie am – inzwischen geschlossenen – Schiller Theater. Samuel Beckett war auch oft selbst bei Proben anwesend. Eigentlich wollte Beckett gar nicht die Regie seiner Stücke übernehmen. Doch die Berliner Schauspieler Horst Bollmann und Stefan Wigger, die damals Estragon und Wladimir in „Warten auf Godot“ spielen sollten, hatten einige Schwierigkeiten mit ihren Rollen. Für ihr Problem hatten sie jedoch eine ganz einfache Lösung. „Schließlich kamen wir auf die Idee: Mein Gott, der Autor lebt ja noch, den kann man fragen“, erinnert sich der heute 74-jährige Stefan Wigger in einem Zeitungsinterview. Beckett kam dann tatsächlich nach Berlin, um mit den Schauspielern die Rollen zu besprechen und schließlich auch Regie zu führen. Beckett fühlte sich sehr wohl im Schiller Theater. Das war gar nicht so selbstverständlich für ihn, denn er ist heftig kritisiert worden für seine Stücke. Die waren oft zu kompliziert, manchmal sogar unverständlich für das Publikum. Einmal ergriff der Dramatiker selbst die Flucht vor einem seiner Stücke, besser gesagt: vor der Inszenierung. Er rannte aus dem Schlosspark-Theater in Steglitz. Doch der Generalintendant Boleslaw Barlog hat ihn „am Hosenboden gepackt und ins Theater zurückgezerrt“. Dort verbeugte er sich vor dem Publikum – wenn auch nur äußerst widerwillig. AE FOTO: ARCHIV