Unzufriedene Ärzte

Sind 15 Prozent mehr Lohn zu wenig? Charité reagiert enttäuscht auf Ärzte-Ablehnung des Klinikangebots

Die Charité führt das Scheitern der Tarifverhandlungen für die 2.200 Klinik-Ärzte auf den bundesweiten Konflikt zurück. Das von beiden Tarifpartnern als einigungsfähig angesehene Angebot sei von der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund gekippt worden, sagte Charité-Sprecherin Kerstin Endele gestern. Dies sei auf die tarifpolitischen Aktionen des Marburger Bundes zurückzuführen. Bundesweit streiken derzeit Ärzte in Uni- und Landeskliniken, die Ärzte fordern 30 Prozent mehr Lohn. Der Marburger Bund hatte am Montag das Charité-Angebot als „Mogelpackung“ bezeichnet und bereitet für den 20. April eine Urabstimmung über einen Streik vor.

Die „Mogelpackung“ allerdings sieht nach Angaben der Charité Gehaltsteigerungen vor, von denen die Beschäftigten anderer Branchen in Berlin nur träumen können – auch im öffentlichen Dienst, wo mit dem so genannten Solidarpakt Lohnkürzungen von bis zu 12 Prozent vereinbart wurden. Für klinisch tätige Ärzte an der landeseigenen Charité hätte das Angebot eine Gehaltssteigerung von bis zu 15 Prozent bedeutet, so Endele, für nicht klinisch tätige Ärzte immerhin 8 Prozent. „Es wurden außerdem attraktive Arbeitszeitregelungen angeboten, über die auch Einigkeit bestand.“ Zudem sollten Ärzte in Weiterbildung Vertragslaufzeiten nicht unter zwei Jahren erhalten. Insgesamt bedeute das Angebot eine Steigerung der Gehaltskosten für Ärzte von rund 7 Prozent.

Offen ist, wie die Uni-Klinik, die künftig weniger Subventionen aus der leeren Landeskasse erwarten darf, dies verkraften kann. Oder müssen künftig Schwestern und Sachbearbeiterinnen für die Ärzte bluten? ROT

inland SEITE 7