Der Klassen-Kampf geht weiter

SCHULE Die angestellten LehrerInnen setzen ihre Streiks fort. Schulleitungen organisieren Notbetreuung

Nur einzelne Schüler betreten das weiße Gebäude in der Kreuzberger Urbanstraße. An den Türen kleben Plakate der Bildungsgewerkschaft GEW: „Wir streiken“, steht dort in schwarzen Lettern. Der Unterricht an der Aziz-Nesin-Grundschule fällt aus.

Vor dem Gebäude stehen rund 20 Lehrer in roten Warnwesten, auch von der benachbarten Carl-von-Ossietzky-Schule. Gemeinsam fordern sie die Angleichung der Gehälter von Angestellten und Beamten. „Für gleiche Arbeit sollte man gleichen Lohn kriegen“, sagt Ossietzky-Lehrer Erik Gutendorf. Auch er ist angestellt und verdient deshalb weniger als beamtete Kollegen. „Unser Einstiegsgehalt ist hoch, steigt aber im Gegensatz zu dem der Beamten nicht an“, ergänzt sein Kollege Ludwig Eichert.

Die GEW hatte knapp 9.000 beim Land angestellte Lehrer zu dem Streik aufgerufen. Von unterschiedlichen Orten aus marschierten am Dienstagmorgen etwa 1.700 Kollegen zum Potsdamer Platz. „Die Stimmung war ähnlich wie das Wetter“, sagt Doreen Siebernik und lacht. Die GEW-Landesvorsitzende macht für die trübe Lage vor allem den Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) verantwortlich. „Er versteckt sich hinter der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL).“ Die GEW möchte, dass das Land mit den Lehrern verhandelt – und wird von der Finanzverwaltung an die TdL verwiesen. „Wir haben uns bemüht, der GEW eine Verhandlungsoption auf Bundesebene zu eröffnen. Dass dieser Weg ignoriert wird, ist unverständlich“, findet Nußbaum.

An der Aziz-Nesin-Schule hat die Schulleitung eine Notbetreuung eingerichtet, etwa 20 Schüler werden vom beamteten Personal betreut. An der Ossietzky-Schule ist der Streik weniger spürbar. Die Mehrheit der LehrerInnen sind Beamte. CEM GÜLER