Die Bankenabgabe wackelt

REGULIERUNG G-20-Staaten streiten über die Frage, wie die Finanzwirtschaft an den Kosten der Krise beteiligt werden soll. Die deutschen Institute haben die Verluste fast verdaut

Die von Deutschland, Frankreich und den USA angestrebte weltweite Bankenabgabe stößt in der Gruppe der 20 wichtigsten Volkswirtschaften (G 20) auf Widerstand. „Hier gibt es unterschiedliche Positionen unter den G-20-Ländern“, hieß es am Dienstag im Bundesfinanzministerium in Berlin. Unter anderem seien Kanada und Australien gegen eine solche Bankenabgabe. Die Beteiligung der Finanzwirtschaft an den Krisenlasten ist ein Thema beim Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der G-20-Länder und der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) Ende dieser Woche in Washington. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), werde in der G 20 für eine Bankenabgabe nach deutschem oder amerikanischen Muster werben, hieß es. Es sehe so aus, als ob auch der IWF eine Bankenabgabe gegenüber einer Finanztransaktionssteuer bevorzuge. Ein endgültiger Bericht des IWF wird für Juni erwartet. Dann könnte es auch eine Entscheidung der Staats- und Regierungschefs der G-20-Länder geben.

Laut IWF könnten sich die Banken eine solche Abgabe auch wieder leisten. Der IWF betonte am Dienstag in seinen neuen Bericht zur weltweiten Finanzstabilität: „Die Risiken für die globale Finanzstabilität haben im Zuge der beschleunigten wirtschaftlichen Erholung abgenommen.“ Der Fonds schätzt die Verluste des globalen Bankensystems durch die Finanzkrise auf 2.300 Milliarden Dollar. Im Oktober hatte er noch 500 Milliarden Dollar mehr veranschlagt. Das vermindere den Kapitalbedarf der Banken. Von den Gesamtverlusten seien inzwischen bereits 1.500 Milliarden Dollar oder zwei Drittel abgeschrieben.

Gerade die deutschen Banken haben nach Einschätzung des IWF schon einen größeren Teil der Abschreibungslast aus der Finanzkrise abgearbeitet. Ihre Verluste aus Krediten und Verbriefungen zwischen 2007 und 2010 schätzt der Fonds auf 314 bis 338 Milliarden US-Dollar. Davon seien bis Ende 2009 schon 80 Prozent abgeschrieben worden. Weltweit betrage diese Quote lediglich 65 Prozent.

Allerdings sieht das Bild für die einzelnen Bankengruppen in Deutschland laut IWF unterschiedlich aus. Gut stehen demnach die privaten Geschäftsbanken da. Sie hätten ihre Verluste aus Krediten und Verbriefungen praktisch aufgedeckt und verkraftet. Dagegen stünden den Landesbanken und Sparkassen 2010 wahrscheinlich weitere Verlusten von 47 Milliarden Dollar bevor. Auch andere Banken hätten hier noch 21 Milliarden Dollar abzuarbeiten. Von den Gesamtverlusten der deutschen Banken durch die Finanzkrise entfallen laut IWF 132 bis 143 Milliarden Dollar auf die privaten Geschäftsbanken, 143 bis 151 Milliarden Dollar auf die Landesbanken und Sparkassen sowie 39 bis 44 Milliarden auf die übrigen Kreditinstitute. (dpa, rtr)