Hitlers willige Helfer

Museumsinsel 1933 bis 1945

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Staatlichen Museen zu Berlin können sich wieder einmal auf die staubige Schulter der Vergangenheitsbewältigung klopfen. Ebenso wie beim Thema Provenienzforschung hat die größte deutsche Kulturinstitution sich nun vorreitermäßig an die Aufarbeitung ihrer Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 gemacht. Das Resultat überrascht nicht: Die Museen und ihre Mitarbeiter waren willige Helfer der NS-Ideologie und des Rassenwahns. Die Kunst der Moderne – Picasso, Beckmann, Klee – verschwand als „entartet“ aus den Galerien. Stattdessen verunzierte Blut-und-Boden-Folklore die Wände. Forschung, Lehre und der internationale Austausch stockten. Als Teil des NS-Systems beteiligten sich die Museen an der Propaganda, am Kunstraub, der Verdrängung der jüdischen Mitarbeiter. Widerstand – gerade das Mittel in der Kunst – suchte man in den Museen Berlins damals vergebens.

Dass die Aufarbeitung so spät kommt, ist fatal. Zum einen ist dies der Spaltung der Stadt bis 1989 geschuldet und der Teilung der Institutionen und Archive in Ost und West. Mehr noch scheint aber sicher, dass die Museen lange ihr elaboriertes Selbstbild nicht beschmutzen wollten.

Schließlich muss man der Dokumentation den Vorwurf machen, dass sie „aus dem Haus“ und nicht von unabhängiger Historikerseite kommt. Und sie lässt außen vor, was nach 1945 in den Museen geschah. Bis in die 1960er, 1970er Jahre wirkten einige Protagonisten aus der NS-Zeit noch in den Häusern als Direktoren. Kontinuität statt Bruch mit der braunen Epoche war angesagt. Das muss noch aufgeklärt werden.