Buchhaltungskunst

WESERBURG Museum bekommt einen kaufmännischen Geschäftsführer

Die Geschlechtsteile in AR Pencks Gemälden befriedigen voyeuristische Bedürfnisse nur unzureichend

Kunst ist überlebensnotwendig, wahrscheinlich gerade weil sie niemand braucht: Sie ist das Jenseits des konsumistischen Fegefeuers, das wir Welt nennen. Wo – und das ist jetzt schon fast notwendig – die für sie geschaffenen Institutionen immer in irgendwelchen Abhängigkeitssorgen rumkrepeln: Die Weserburg bekommt jetzt einen kaufmännischen Geschäftsführer.

Der muss den Etat von 1,1 Millionen Euro staatlichem Zuschuss jährlich so verwalten, dass am Ende das Minus nicht noch größer geworden ist. Obwohl der, laut Weserburg-Sprecher Dietrich Reusche, allenfalls die Fixkosten deckt. Also Betrieb, Stellen, Versicherung – nicht aber die Ausstellungen, die Einnahmen generieren. Den Auftrag zu erfüllen wäre insofern auch schon fast wieder eine Kunst für sich. Bedauerlich, dass eine Live-Performance des künftigen Buchhalters trotzdem nicht geplant ist.

In Zusammenhang gebracht worden war die Entscheidung, die in Abstimmung mit dem Kulturressort erfolgt ist, mit dem mäßigen Zuschauer-Zuspruch zur AR Penck-Ausstellung. Mit dem war allerdings zu rechnen: Zwar lag’s einerseits nahe, den vielleicht wichtigsten Maler der DDR im Mauerfall-Jubeljahr und zu seinem 70. Geburtstag zu ehren. Aber ein Jubelmaler ist er ja gerade nicht, und die Geschlechtsteile in seinen Gemälden befriedigen voyeuristische Bedürfnisse weniger als Helmut Newton’s Großfotos.

Heißt, statt 60.000 kamen diesmal 40.000 BesucherInnen ins Museum im Fluss. Nur, ja, aber auch – immerhin: Immerhin nämlich doppelt so viele wie im Jahresschnitt vor 2007. Was auch das Kulturressort honoriert. Statt als behördliche Gängelmaßnahme wertet Direktor Carsten Ahrens das Ja zur Neu-Einstellung folglich als Erfüllung eines „lang gehegten Wunschs“, ja als „ein Geburtstagsgeschenk“. Wirklich? Ja doch, 49 ist er gestern geworden. Na dann: herzlichen Glückwunsch. BES