SOUNDTRACK

Seine Europatour hat das britische Quartett im Februar noch schnell abgesagt. Zu verlockend war die Chance, die Indierocker von „The xx“ zu supporten. Jetzt holen These New Puritans (Foto) die Termine aber nach, morgen sind die blutjungen Artrocker aus Southend-on-Sea in der Prinzenbar zu Gast. Was einen dort und auf dem zweiten Album „Hidden“ erwartet, verschlägt nicht nur der schreibenden Zunft die Sprache: Taiko-Trommeln, Kinderchöre, präpariertes Klavier, Bläserensemble, alles in einem Stück. Das erklärte Ziel: Steve Reich mit der Tanzfläche zu vereinen. Und so werden leichtfüßig Einflüsse wie RZA, Aphex Twin, mittelalterliche Numerologie, David Lynch und schließlich die Schlümpfe in ein Gesamtkunstwerk gegossen. Respektive Sheffield-Synthies, „Sonic Youth“eskes und „Yo La Tengo“-artige Drones mit Beats à la „Underworld“ zusammengebracht. Oder in Jahreszahlen ausgedrückt: sehr 1970, ein wenig 1610, 1950, 1979, 1989, 2005 und 2070. Die ganz große Geste, und zu Recht ganz und gar nicht schüchtern. Do, 22. 4., 20 Uhr, Prinzenbar, Kastanienallee 20 Ungewöhnliche Zusammenkünfte bringt am selben Abend auch das Pop-Orchester Emanuel and the Fear um den Komponisten, Pianisten, Gitarristen und Sänger Emanuel Ayvas auf die Bühne der Thalia-Zentrale. Elf Köpfe, allesamt klassisch ausgebildet, zählt die New Yorker Band im Studio, sieben stehen live auf der Bühne. Die Liste der Einflüsse ist entsprechend aberwitzig lang, die ambitionierte Formel lautet hier dann ausdrücklich: Beethoven + Rachmaninoff + Glass + „Arcade Fire“ + „Bright Eyes“ + „Daft Punk“ + „The Postal Service“, oder so. Das Ganze ausschweifend und theatralisch aufgetischt und komplex arrangiert. Also: Fangen wir mal mit Michael-Jackson-Beats an und gehen dann langsam zu Indiegefrickel über. Also: durchaus auch mal mutig und experimentell. Klingt aber im Ergebnis erfreulicherweise bei weitem nicht so bemüht wie befürchtet, stattdessen überraschend leicht und unbekümmert. Etwa so, als spielten „Godspeed You! Black Emperor“ nicht ihr nervenzerrendes eigenes Werk, sondern leichten Piano-Pop. Oder „Arcade Fire“ „They Might Be Giants“-Songs. Do, 22. 4., 22 Uhr, Thalia-Zentrale, Altertor 1 ROBERT MATTHIES