Andreas Schnell rät
: Wetten!

Wer sich der aktuellen Festivität macht, könnte etwas Verwegenes tun: Ein Besuch auf der Galopprennbahn ist zwar aus sportlicher Sicht eine eher langweilige Angelegenheit, die aber durchaus den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen treiben kann. Ich habe es mit ein paar Freunden selbst einmal ausprobiert. Die ersten Durchgänge ließen wir stoisch über uns ergehen. Pferde rennen. Auch wenn man das nicht als Tierquälerei empfindet, bietet es für sich genommen wenig Stoff, zumal bei den Abmessungen der Galopprennbahn die meiste Zeit ohnehin wenig zu sehen ist, wenn man sein Opernglas zuhause vergessen hat. Lediglich der Kommentar kann beeindrucken ob seiner im Rennverlauf stetig zunehmenden Geschwindigkeit und der sich proportional steigernden Stimmlage. Schließlich beschlossen wir, unser letztes Kleingeld zusammenzukratzen und alles auf ein Pferd zu setzen. Es war ein Schuss ins Blaue. Nun war es schon etwas ganz anderes: Als sich am Ende des Laufs abzeichnete, dass unser Favorit sich unaufhaltsam an die Spitze des Feldes vorarbeitete, hielt es uns nicht länger auf dem Rasen. Was vorher Gegenstand unseres Spottes war, die ekstatisch verzerrten Gesichter im Publikum, ungläubige Schreie und dumpfes Stöhnen – das war nun an uns zu sehen. Und als das Pferd unseres Vertrauens, dessen Namen ich vergessen habe, als Sieger durchs Ziel ging, entrang sich uns ein gemeinsamer Schrei der Begeisterung. Wir machten weiter. Wir gewannen. Bis wir genug Geld gewonnen hatten, um uns ein opulentes Mahl in einem günstigen Restaurant zu gönnen. Und ich sage Ihnen: Hätten wir beim nächsten Renntag, zu dem wir voller Vorfreude, größere Geldsummen im Sinn, nicht ein Rennen nach dem anderen verloren – wer weiß, vielleicht wäre ich heute Stammgast bei der Schuldnerberatung. Die Pechserie ernüchterte unmittelbar. Mittlerweile verspüre ich allerdings gelegentlich wieder dieses Kribbeln. Und wer weiß, vielleicht bin ich am Karfreitag wieder da, wenn die Rennsaison beginnt.

Freitag, 13.30 Uhr, Galopprennbahn