Der kleine Tierfreund

„Liberale! Die Wahllokale sind noch 70 Minuten geöffnet.“ Das war der letzte Hilferuf für „die Freiheit im Bundestag“. Getwittert am Wahlsonntag um 16.48 Uhr. Absender: FDP-Generalsekretär Patrick Döring. Tja, das brachte wohl nichts mehr, denn Kandidat Döring ist abgestürzt – um ganze 4,7 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent der Zweitstimmen.

Dabei ist sein Lebenslauf ein Musterbeispiel für steile Karrieren – ein parteiinterner Aufstieg peu à peu. Zwischen 1991 und 2013 nahm Döring in der FDP folgende Positionen ein: stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, Kreisvorsitzender in Stade, stellvertretender Bezirksvorsitzender in Hannover, Landesvorstand und Bundesvorstand, Fraktionsvorsitzender, Bundestagsmitglied, Ratsmitglied in Hannover, verkehrspolitischer Sprecher und bis zum Schluss Generalsekretär.

Döring ist einer von 95 FDPlern, die am Montag ihren Rücktritt erklärten und an die 600 Mitarbeiter auf die Straße setzten. Prompt richtete die Arbeitsagentur eine Außenstelle im Bundestag für die Neu-Arbeitslosen ein.

Der Ex-Generalsekretär braucht sowas nicht, er hat noch die hannoversche Agila Haustierversicherung in petto – natürlich aus dem Mittelstand. Zu ihr kehrt er nun zurück. „Dass ich selbst jetzt die Möglichkeit habe, nach Rücksprache mit meinen Mitaktionären und Aufsichtsräten wieder voll in die Verantwortung für ein Versicherungsunternehmen mit mehr als 350 Beschäftigten treten zu können, ist eine Perspektive, die ich vielen KollegInnen wünschen würde und macht vieles leichter“, sagt Döring.

Ganz ohne Selbstmitleid aber geht er nicht. Der Rücktritt sei eine „tiefe Zäsur“ und es tue weh, dass er seiner „herausragenden Position“ nicht habe gerecht werden können. Aus der herausragenden Position als Wahlkampfleiter hatte er auf die „herausragende“ Zweitstimmenkampagne der FDP gepocht. Sein Parteikollege Otto Fricke hält davon nichts: Hier sei mit Mitleid, nicht mit Argumenten gearbeitet worden.  CABI