Die chinesische Mauer der Wikinger

DANEWERK Der größte Wall Nordeuropas ist viel älter als bisher bekannt. Neue Untersuchungen stärken nun den Welterbeantrag bei der Unesco

Erstmals ist am Donnerstag ein kompletter Querschnitt durch den frühmittelalterlichen Verteidigungswall Danewerk bei Schleswig der Öffentlichkeit präsentiert worden. Dabei wurden auch die ältesten bisher datierten Funde des größten Bodendenkmals Nordeuropas gezeigt, die aus der Zeit um das Jahr 540 herum stammen. „Das ist für uns eine Überraschung und eine Sensation“, sagte Claus von Carnap-Bornheim, Leiter des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein.

Derzeit werden Grabungen von deutschen und dänischen Wissenschaftlern durchgeführt, die durch eine Zuwendung des dänischen A.P. Møller Fonds ermöglicht wurden. Damit werden Untersuchungen aus den Jahren 2010 und 2011 weitergeführt. Damals war das Tor des Danewerks entdeckt worden. Dieses Tor war die südliche Befestigung des Wikinger-Reiches und eine Art Grenze zu Skandinavien. Es bestand aus Wällen, Gräben und Mauern zwischen der Handelsmetropole Haithabu an der Schlei und dem Fluss Treene. „Das ist unsere chinesische Mauer“, sagte der Direktor des an den Grabungen beteiligten Museums Sønderjylland, Orla Madsen. Die gemeinsamen Grabungen zeigten, dass Grenzen überwunden seien, ergänzte der Kieler Kulturstaatssekretär Eberhard Schmidt-Elsaeßer.

Erst bei Grabungen in diesem Jahr wurde etwa der Anfang der sogenannten Waldemarsmauer, eine Ziegelmauer aus dem 12. Jahrhundert entdeckt, erläuterte die Ausgrabungsleiterin auf deutscher Seite, Astrid Tummuscheit. Diese Mauer ist laut Landesamt das älteste Ziegelbauwerk der Region. Die bisher ältesten datierten Funde des Danewerks gehören zu einem Grassodenwall. Die Untersuchung mit der Radiokarbonmethode habe das immer noch enthaltene organische Material auf das 5. und 6. Jahrhundert datiert, die ältesten Schichten müssten aus dem 4. und 5. Jahrhundert stammen.

Das Danewerk, für das ein Welterbeantrag bei der Unesco eingereicht werden soll, stehe im „archäologischen Niemandsland“, sagte von Carnap-Bornheim. Von dieser Zeit der Völkerwanderung wisse man bisher nur wenig.  SMV