Proteste im Sudan werden radikaler

SUDAN Was Anfang der Woche als Protest gegen Benzinpreiserhöhungen begann, wird allmählich zu einer Bewegung gegen das Regime von Omar al-Bashir. Mindestens 29 Tote bei Unruhen in und um Khartum

KHARTUM afp | Die Proteste gegen steigende Treibstoffpreise im Sudan haben sich zu den schwersten Unruhen seit der Machtübernahme von Omar al-Bashir im Jahr 1989 entwickelt. Innerhalb von drei Tagen wurden laut Angaben von Ärzten mindestens 29 Menschen getötet. Am Donnerstag demonstrierten erneut mehrere tausend Menschen in Khartum.

In das Krankenhaus von Omdurman, der Nachbarstadt der Hauptstadt Khartum, wurden nach Angaben von Ärzten innerhalb von drei Tagen 21 Todesopfer der Proteste gebracht. Mindestens acht weitere Tote wurden landesweit gezählt. Die Proteste richten sich gegen die Abschaffung von Subventionen auf Benzin und zunehmend auch gegen die Regierung von Staatschef Omar al-Bashir.

Am Donnerstag zogen nach Angaben von Augenzeugen erneut etwa 3.000 Menschen durch den Khartumer Stadtteil al-Inkas. Sie skandierten „Freiheit, Freiheit!“ und auch „Das Volk will den Sturz des Regimes.“ Es wurden Autoreifen in Brand gesetzt und Steine auf vorbeifahrende Autos geworfen. Die Polizei ging gewaltsam gegen die Demonstration vor, sie setzte dabei den Angaben zufolge Tränengas ein und feuerte Gummigeschosse ab.

Al-Bashir war im Jahr 1989 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen. Ihm werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der westsudanesischen Region Darfur vorgeworfen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag sucht ihn mit Haftbefehl. Ursprünglich hatte al-Bashir zur UN-Vollversammlung nach New York reisen wollen, wo er am Donnerstag bei der Generaldebatte sprechen sollte. Aufgrund der Sonderbestimmungen für die UNO hätten die USA al-Bashir nicht festnehmen können. Nun aber sagte der Sudan von sich aus den Auftritt seines Präsidenten ab.