Ein Rücktritt als logische Konsequenz

KÜNAST GIBT IHR AMT AUF

Sie bewirbt sich als Bundestagsvizepräsidentin – ein reiner Repräsentationsjob

Das persönliche Statement auf ihrer Website ist knapp: „Liebe Freundinnen und Freunde, ich habe über zwei Wahlperioden hinweg das Amt als Fraktionsvorsitzende geführt“, schreibt Renate Künast. „Nun ist es Zeit für mich, Platz zu machen. Seid sicher, ich werde meinen Mut, meine Courage und Kreativität weiter nutzen – für Berlin, Tempelhof-Schöneberg und starke grüne Inhalte“.

Dass Künast ihr Amt aufgibt, ist nach dem schlechten Wahlergebnis nur logische Konsequenz. Um ehrlich zu sein – es war höchste Zeit. Spätestens nach der vergeigten Berliner Landtagswahl 2011 – sie wollte Regierende Bürgermeisterin werden – hätte sie kleinere Brötchen backen sollen. Denkste: Mit fliegenden Fahnen ging es aufs bundespolitische Parkett zurück, wenngleich der Empfang dort eher kühl ausfiel. Einige Grüne hätten Künast regelrecht gemobbt, heißt es. Im Herbst 2012 verpasste ihr dann auch noch die Basis eine Watsche: Bei der Urwahl der Spitzenkandidaten wurde sie auf Platz drei verbannt.

Künast gehört nicht zu der Sorte Politiker, die gegen andere intrigieren. Das zeichnet sie aus. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen, ihre Ausbildung bis hin zum Jurastudium hat sie mühsam erkämpft. Kurze strubbelige Haare, freche Schnauze – das sind ihre Markenzeichen. Ihre beste Zeit als Politikerin hatte sie als Ministerin für Verbraucherschutz und Landwirtschaft. „Mein schönstes Amt“, sagt sie bis heute. Mit Gummistiefeln ist sie durch die Ställe gestapft und hat sich mit konservativen Bauern angelegt. Im Parlamentsbetrieb wirkt Künast eher überdreht – aber wenn sie einen Gegner hat, ist sie gut.

Auch als einfache Abgeordnete könnte sie nun ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Aber sie bewirbt sich um den Posten der Bundestagsvizepräsidentin – ein reiner Repräsentationsjob. Man möchte ihr zurufen: Renate, geht’s noch? Lass doch mal los!

PLUTONIA PLARRE