detlef stein empfiehlt
: Der ganze Bracht

Noch bis zum 5. Juni widmet das Landesmuseum Oldenburg dem Landschaftsmaler Eugen Bracht (1842-1921) eine große Sonderausstellung. Obgleich der Künstler heute etwas in Vergessenheit geraten ist, zählen seine Werke zu den herausragenden Leistungen ihrer Zeit. Sein bekanntestes Bild, „Das Gestade der Vergessenheit“, zeigt eine unwirkliche und unwirtliche Natur, die den Menschen überdauert hat, von dem lediglich Schädel und Gebeine übrig geblieben sind.

Es ist das große Verdienst der Ausstellung, nicht nur den Maler solch symbolistischer Landschaften zu zeigen, die damals Vergleiche mit Böcklins „Toteninsel“ hervorriefen, sondern den ganzen Bracht. Die verschiedenen Räume der Ausstellung zeigen seine Entwicklung, die von der Spätromantik ausgehend sich immer mehr den modernen Strömungen öffnete. Bald schon setzte Bracht der im wilhelminischen Deutschland gefragten Historienmalerei immer erfolgreicher seine Landschaftskunst entgegen, die ihre französischen Einflüsse weder verbergen konnte, noch wollte.

Wer also die Entwicklung der Landschaftsmalerei in Deutschland zwischen 1860 und 1920 in subtilen Schritten nachvollziehen möchte, der sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen.

DETLEF STEIN,
freier Kunsthistoriker