Das breite Spiel

ANALYSE Nach dem Platzverweis für Toulalan haben die Bayern jede Menge Platz – und nutzen ihn

Vor den Platzverweisen

Lyon will unbedingt die gefährlichen Flügelspieler der Bayern – Robben und Ribéry – neutralisieren und den Raum links und rechts vor dem eigenen Strafraum eng machen. Deswegen ziehen sich Lyons offensive Flügelspieler beim Münchner Ballbesitz in eine sehr tief stehende Mittelfeldreihe zurück. Dahinter wartet ein weiterer Spieler, meist Gonalons, als zusätzliche Absicherung vor der eigentlichen Vierer-Abwehrkette: ein 4-1-4-1.

Bayerns Reaktion: Ribéry und Robben ziehen ungewöhnlich weit nach innen. Auf diese Weise locken sie ihre Gegenspieler aus der vorderen Viererkette und schaffen freie Räume – in die nun wiederum die Münchner Außenverteidiger oder die defensiven Mittelfeldspieler vorstoßen.

Nach den Platzverweisen

Die Schlüsselszene ist dann die gelb-rote Karte für Lyons Jérémy Toulalan. Nach dem Platzverweis versucht Lyon in einem 4-4-1 mit zwei eng zusammenrückenden Abwehrreihen kompakt zu stehen, die als Block immer zum Ball verschieben sollen. Dabei geben sie jedoch sowohl die Außenbahnen preis, als auch den Raum vor dem Block, wo Bastian Schweinsteiger und Anatoli Tymoschtschuk den Ball ungestört hin und her schieben können – auch, weil Lyons einzige verbleibende Spitze Lisandro vorne auf Konter wartet, anstatt den ballführenden Spieler zu attackieren. Zudem fehlt den Franzosen die lenkende Hand ihres immens wichtigen Abwehrchefs Toulalan und obendrein ein zentraler Spieler, der je nach Bedarf Löcher in der vorderen Abwehrreihe stopft.

Auf den so frei gewordenen Platz im Zentrum reagiert Bayerns Trainer Louis van Gaal sofort und stellt mit der Einwechslung des Stürmers Mario Gómez für den defensiven Mittelfeldspieler Danijel Pranjic auf ein 4-2-2-1 um, aus dem Thomas Müller als zweiter Stürmer immer wieder zu Gómez aufschließt, während die Außenverteidiger weit nach vorne aufrücken und den Raum im Rücken der hinteren Abwehrreihe angreifen.

So können die Bayern weiter viele Chancen kreieren und folgerichtig auch ein Tor erzielen: Robben rückt für ein 4-3-2 mit offensiven Außenverteidigern (Lahm, Contento) ein. Diese beiden Außenverteidiger und Bayerns Doppelsturm sorgen dafür, dass jeder Spieler der Vierer-Abwehrreihe bereits einen Gegenspieler hat – und in der vorderen Reihe kann niemand die Lücke schließen, die Kim Källström hinterlässt, als Robben ihn auf dem falschen Fuß erwischt.

■  Jakob Jochmann analysiert Fußballtaktik und andere Dinge sonst auf kontextschmiede.de