MITREDEN, OBWOHL ICH KEINE AHNUNG HABE

Heute: 12 schlaue Sätze zum Thema Mutterschaft

1 „Eigentlich hatten wir eine Anmeldung für ein ganz tolles Geburtshaus. Aber für ein staatliches Krankenhaus war die Entbindungsstation dann ganz o.k.“ (Zeigt, dass das Krankenhaus für die jungen Eltern nur eine Notlösung war. Kommt gut, wenn man zeigen will, dass man für die seelenlose Krankenhausmaschinerie eigentlich zu sensibel ist.)

2 „Hast du mal diesen alkoholfreien Sekt probiert? Der ist gar nicht so schlecht!“ (Damit zeigt die stillende Mutter, dass sie weiterhin voll kneipentauglich ist – nur eben ohne Alkohol. Funktioniert genauso mit alkoholfreiem Bier oder Getreidemilchkaffee.)

3 „Es muss ja nicht jede Mutter stillen – nur weil die Stillmafia so einen Druck aufbaut.“ (Elegante, weil politisch unterfütterte Rechtfertigung gegen den Zeitgeist, wenn es mit dem Stillen nicht klappt. Besseres Argument als „Mir tun die Brustwarzen weh“ – Vorsicht Weicheiverdacht! Und besser als „Dann kann Papa nachts aufstehen und ich wieder einen trinken“ – Achtung Rabenmutterverdacht!)

4 „Meine Hebamme sagt immer: ‚Speikinder sind Gedeihkinder‘.“ (Locker hingeworfen, um großflächige Kotzflecken auf eigenen und fremden T-Shirts, Teppichen und Möbeln zu überspielen.)

5 „Also, seitdem wir eine Familie sind, hat sich auch unsere Paarbeziehung noch mal total verändert.“ (Bedeutet: Ich interessiere mich eigentlich nur noch für mein Kind. Sex hatten wir seit Monaten keinen mehr – wie auch, wenn wir noch nicht mal zum Schlafen kommen?)

6 „Charlotte findet PEKIP super. Sie ist auch als Erste im Kurs auf den Kissenberg geklettert.“ (Irgendeine Rechtfertigung muss es ja dafür geben, bei dem allgemeinen Frühförderungswahnsinn mitzumachen und jede Woche mit nackten Säuglingen in einem überhitzten Raum zu turnen.)

7 „Eigentlich kriegt Ben zu Hause keine Weißmehlprodukte.“ (Soll erklären, warum der Sprössling sich so ungeniert über die Kekse der Spielplatzbekanntschaft hermacht. Auch als matter Abwehrversuch von angebotenen Süßigkeiten anwendbar. Funktioniert aber nicht.)

8 „Früher haben wir ja so richtig mitten im Kreuzberger Kiez gewohnt. Aber mit Kind geht das nicht mehr.“ (Gern geäußert, um zu demonstrieren, dass man ein wildes Vorleben hatte, sich jetzt aber prima mit Moabit oder Pankow arrangiert hat.)

9 „Theo-Schatz, bleib bitte auf deiner Decke, ja?“ (Passend für das ICE-Kleinkindabteil oder das Kinderarzt-Wartezimmer. Soll verschleiern, dass die Mutter panische Angst vor fremden Keimen hat.)

10 „Er/sie kriegt gerade Zähne!“ (Allzweckentschuldigung für lautes Heulen und anhaltendes Genörgel des Kindes. Oder Gereiztheit, grässliche Augenringe und Zerstreutheit der Mutter.)

11 „Wir sind ja nicht so kirchlich. Aber die Taufe ist einfach ein schönes Familienfest. Und ganz schlecht sind diese christlichen Werte ja nicht.“ (Rechtfertigung für das Festhalten an konventionellen Traditionen. Dient später auch für die Auswahl einer Kita in kirchlicher Trägerschaft – wobei die Rechtfertigungen hierfür zunehmend knapp werden.)

12 „Mia, du stehst im Weg!“

(Meint: „Wer steht da meinem Kind im Weg?!“)

■ Nina Apin ist gerne Mutter – auch ohne Frühförderung und Taufe.