Unterirdische Erkenntnisse

ATOMMÜLL Ausschuss zu Gorleben soll die Tricks bei der Suche nach einem Endlager klären

„Viel Vergnügen“, nein, das könne er nicht wünschen, die Formulierung habe er von vornherein gestrichen, sagt CDU-Bundestagspräsident Norbert Lammert. 11.30 Uhr Donnerstag, Berlin: Der parlamentarische „Untersuchungsausschuss Gorleben“ gründet sich im Beisein Lammerts. Es wird Streit geben – das ist allen, die jetzt zuhören, klar.

In dem Gremium sitzen 15 Atomexperten von Regierung und Opposition. Sie sollen klären, ob Politiker getrickst haben, als sie den Salzstock Gorleben im niedersächsischen Wendland als Endlager für hochradioaktiven Müll ausgesucht haben. CDU-Frau Maria Flachsbarth, die den Ausschuss leitet, bittet, „im Ton immer verbindlich zu bleiben“. Es geht um einiges.

Die Opposition meint, das Endlager Gorleben könne noch scheitern wenn sich herausstellt, dass bei seiner Auswahl Geologie kaum eine Rolle spielte. SPD, Grünen, Linken gehe es nur um politisches Taktieren, sagte indes CDU-Obmann Reinhard Grindel am Donnerstag – und „viele neue Erkenntnisse“ erwarte er nicht. Doch schon die alten haben es in sich.

Greenpeace hat vor Kurzem beispielsweise Akten entdeckt, die nahelegen: Gorleben wurde in den 1970er Jahren in wenigen Wochen durch politischen Druck zum einzigen Standort. Und die Kohlregierung ließ 1983 – diese Akten sind seit Monaten bekannt – ein Gutachten umschreiben, um an Gorleben festzuhalten. Für die schwarz-gelbe Koalition, die die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängern will, kommt der Ausschuss ungelegen. Erst im März erklärte sie, den Salzstock Gorleben weiter erkunden zu wollen. HG