Der Rektor und wir

PRO Zur Mitbestimmung an der Uni gehört der Dialog mit dem Rektorat. Ein Beitrag von Sara Dahnken von „Campus Grün“

■ ist im Campus Grün-Vorstand und studiert Politik auf Bachelor

Wir schätzen es als grüne Hochschulgruppe sehr, dass die Uni Bremen von einem Rektor geleitet wird, der sich für die Belange der Studierenden einsetzt. Wilfried Müller tut dies auf dem Campus, in Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern und in der Hochschulrektorenkonferenz. Ihn zeichnet auch aus, dass er selbst die Initiative ergreift, auf die Studierenden zugeht – und nicht nur ihre Anlaufstelle ist.

Schon bevor die Studentenproteste 2009 in Bremen begonnen hatten, hatte Müller zum Dialog geladen. Auch die Initiative zum Semestergipfel 2010 ging von ihm aus. Wir als grüne Hochschulgruppe möchten, dass Hochschulpolitik im Sinne unserer basisdemokratischen, sozialen und ökologischen Ziele gestaltet wird. Deshalb engagieren wir uns unter anderem im zentralen Entscheidungsgremium der Uni Bremen, dem Akademischen Senat. Dort machen wir die Erfahrung, dass auch Rektor Müller großes Interesse an der Verbesserung der Studienbedingungen hat. Es liegt aber nicht immer in seiner Entscheidungsgewalt, unsere Ziele umzusetzen. Oft ist dafür politischer Druck nötig. Der lässt sich am effektivsten erzeugen, wenn Studierendenschaft und Uni-Leitung gemeinsam Forderungen stellen.

Politischen Druck erzeugen Studierende und Uni-Leitung am besten gemeinsam

Die Möglichkeiten zur Mitbestimmung werden aber leider von vielen Studierenden nicht genutzt. Das liegt zum einem an einer verbesserungswürdigen Koordination, zum anderen aber auch am großen Desinteresse der Studierenden. Und gerade da muss aus unserer Sicht die Arbeit der Hochschulgruppen ansetzen – zumindest begreifen wir das als unsere Aufgabe. Den Studierenden muss deutlich gemacht werden, dass es um die Gestaltung ihrer Studienbedingungen geht. Sie sind es, die durch ihre Beteiligung an Hochschulwahlen, das Aktivwerden in Gremien und durch den Dialog mit dem Rektor mitbestimmen können.

Leider hat auch der AStA die Vorteile der Kooperation noch nicht erkannt. Statt durch Inhalte glänzen die Vertreter der linken Listen im Akademischen Senat oft durch Abwesenheit. Sie verweigern allerdings nicht nur die Zusammenarbeit in diesem Gremium, sondern haben auch den Informationsaustausch mit anderen Hochschulgruppen im Studierenden Rat eingestellt. Für Campus Grün steht fest, dass der jetzige AStA mit seinen Regierungsmethoden nicht geeignet ist für die repräsentative Verantwortung, die er inne hat – Legitimation ist bei einer Wahlbeteiligung von acht Prozent der Studierenden ohnehin fragwürdig. Dem setzt Campus Grün eine Kooperationsstrategie entgegen, die auf einem durchdachten, inhaltlichem Konzept basiert.

Seit deutlich geworden ist, dass der so genannte Bologna-Prozess und die Einführung von Bachelor und Master nicht optimal verlaufen sind, will das Rektorat in Bremen mit den Studierenden über Verbesserungen diskutieren. Schon bevor es 2009 zu Streiks an seiner Uni kam, hatte Rektor Wilfried Müller eingeladen, „kritisch Bilanz“ über die Umstellung des Studiums auf das Bachelor-Master-System zu ziehen. Mitte April hat er das mit einem „Semestergipfel“ fortgesetzt. Die Studierenden reagieren äußerst zurückhaltend auf diese Gesprächsbereitschaft: 2009 kamen noch rund 600, zum „Semestergipfel“ höchstens 80. Die Gespräche führten zu nichts, war die Kritik vieler. Die Uni-Leitung setze nur das um, was sie ohnehin wolle. Die taz bremen hat BefürworterInnen und SkeptikerInnen eingeladen, in Gastkommentaren Position zu beziehen: Sollte man den Dialog eingehen, was kann er bringen – und was vielleicht auch nicht? THA

Wir sehen auch weiterhin die Bemühungen der Uni-Leitung – und rufen alle auf, an künftigen Veranstaltungen teilzunehmen. Durch den Dialog mit dem Rektorat, anderen Hochschulgruppen, Politikern und unserem Engagement in den universitären Gremien haben wir ein Stück weit dazu beigetragen, dass ein bremisches Hochschulreformgesetz entstanden ist, das verbesserte Studienbedingungen ermöglicht. Wir setzen auf Dialog statt Monolog! Und gemeinsam statt eigenbrötlerisch.