Verwackelte Schrift

Die Film- und Videokünstlerin Rosa Barba hat 2005 das NRW-Stipendium für Medienkünstlerinnen erhalten

Seit dem Jahr 2000 und glücklicherweise vorerst auch weiterhin, vergibt Nordrhein-Westfalen jährlich ein Stipendium an Medienkünstlerinnen aus dem Bundesland. Die ausgewählten Künstlerinnen bekommen dann ein halbes Jahr lang insgesamt 7.660 Euro. Betreut werden sie vom Hartware MedienKunstVerein in Dortmund, der auch die abschließende Präsentation organisiert. Im letzten Jahr erhielt den Preis die Kölner Film- und Videokünstlerin Rosa Barba. Sie zeigt jetzt eine schriftliche Film-Installation. Die Bewerbungsfrist für den diesjährigen NRW Medienkünstlerinnen-Preis läuft bei Hartware noch.

Weiß auf schwarzem Grund erscheinen kurze Sätze auf dem Monitor: „A low angle“, „Windows rattle in their frames“ oder „Slow motion“. Die Schriftblöcke, abgefilmt mit einer Handkamera, sind etwas verwackelt. Wie Regieanweisungen in einem Filmscript lesen sich die knappen Textfragmente. Auf der optischen Tonspur des 16 mm-Films „It‘s gonna happen“ (2005) ist parallel zum projizierten Bild ein Telefongespräch zwischen einem Präsidenten und seinem Kollaborateur zu hören, die offenbar gerade einen Coup planen. Undurchsichtig bleibt, um was es tatsächlich geht und ob es sich um ein gefundenes Dokument oder um Fiktion handelt. Nur ab und zu gibt es eine Koinzidenz zwischen der in der Schrift beschriebenen und zu imaginierenden Umgebung und dem akustischen Geschehen.

Wunderbar unangestrengt gelingt es der Kölner Künstlerin Rosa Barba in ihrem selbstgeschriebenen Hörspiel, das kurioserweise als Farbfilm deklariert ist, die Durchdringung von Bild und Ton erfahrbar zu machen. Die Differenz zwischen Film und Video wird hier offensichtlich. Zum Abschluß ihres Stipendiums stellt sie im Schaufenster des Dortmunder Museums am Ostwall neben ihrer Film-Installation auch ihr Projekt „Printed Cinema“ vor, einen Versuch, das Filmemachen in Filmstills, Fotografien und eigenen Texten in Papier zu übertragen.

Entstanden ist ein seltsames Zwitterwesen aus Künstlerbuch und Film, das sich medial nicht so einfach festlegen läßt und dessen Schicksal im einzelnen ebenso unbestimmt bleibt. Die Exemplare liegen für eine kurze Zeit an bestimmten Orten aus, für jedermann zugänglich, werden aber nicht explizit im Kunstkontext vertrieben und also nicht zwingend auch so wahrgenommen. Die große Leinwand auf dem Boden ist eng mit Text bedruckt. Die Geschichte, die hier erzählt wird, handelt von einem Mann, der seinen gerollten Teppich wiederfinden möchte. Eine detaillierte Beschreibung einer vergeblichen Suche, denn der Teppich liegt hier in der Ausstellung. KATJA BEHRENS

Schaufenster im Ostwall, Dortmund BIS 23. April 2006 Infos/ Bewerbung: www.hmkv.de