Auf Häuser und Wind gebaut

KAMPAGNE Dietrich von Bodelschwingh über die Arbeit der von ihm mitgegründeten Hilfsorganisation „Heim-statt Tschernobyl“

taz: Herr von Bodelschwingh, wie kamen Sie auf die Idee, Windenergie nach Weißrussland zu bringen?

Dietrich von Bodelschwingh: Nachdem wir mit unserer Organisation Heim-statt Tschernobyl und der freiwilligen Arbeit vieler Unterstützer die ersten Lehmhäuser für Umsiedler aus verstrahltem Gebiet gebaut hatten, haben wir uns gefragt, ob wir nicht auch an die Ursache des Problems herangehen müssen: Schließlich hat die Atomkraft weite Regionen des Landes verstrahlt. So wollten wir mit dem Bau der Windenergieanlagen ein Zeichen der Hoffnung setzen.

Wie haben Sie das damals überhaupt finanziert?

Wir haben im Vorfeld der Expo 2000 eine Kampagne gestartet. Expo-Chefin Birgit Breuel ernannte uns zu einem weltweiten Expo-Projekt. Wir brauchten 1 Million Mark. In der Folge haben wir dann zusammen mit dem Verein S.N.O.W. in Münster von 5.000 Menschen Spenden von je 200 Mark eingeworben, sodass wir rechtzeitig vor der Weltausstellung in Hannover die erste Anlage aufstellen konnten. Die zweite Anlage kam dann später, im Jahr 2002, hinzu, zu der uns die Bundesregierung im erheblichen Umfang finanziell unterstützte.

Wie beurteilen Sie die Perspektiven der erneuerbaren Energien in Weißrussland?

Durch die gestiegenen Kosten der Gas- und Ölimporte sind die Weißrussen gezwungen, sich endlich mehr um die Eigenerzeugung von Energie zu kümmern – vor allem erneuerbare: Im Bereich der Biomasse passiert schon einiges. Hinsichtlich der Windenergie fehlt es allerdings immer noch an einem flächendeckenden Windmessprogramm, das für potenzielle Investoren unverzichtbar ist, um planungssicher kalkulieren zu können. Abgesehen davon muss in den Bereichen Energieeinsparung und Energieeffizienz massiv etwas geschehen, weil immer noch unglaublich viel Energie unnötig vergeudet wird.

INTERVIEW: DIERK JENSEN