Eisbären sprinten zur Meisterschaft

Der EHC Eisbären Berlin ist zum zweiten Mal in Folge deutscher Eishockeymeister. Drei Siege in den Finalspielen gegen Düsseldorf. Dabei waren die Berliner ohne Verstärkung in die Saison gestartet

Die Düsseldorfer hatten der Berliner Begeisterung auf dem Eis und auf den Zuschauerrängen nichts entgegenzusetzen

von Johannes Kopp

Am Ende versuchten es die Düsseldorfer mit Harakiri. Frei nach dem Sponti-Spruch „Du hast keine Chance, also nutze sie“, nahm Don Jackson, der Trainer der DEG Metro Stars seinen Torhüter Andrei Trefilov vom Eis – 20 Minuten vor Schluss. Da lagen die Düsseldorfer in Hohenschönhausen mit 2:5 zurück. Schon die ersten beiden Finale der Play-off-Runde hatten die Eisbären Berlin klar gewonnen. Am Donnerstag in Berlin mit 6:1, am Samstag mit 2:0 in Düsseldorf.

Anstelle seines Torwart schickte Jackson einen weiteren Stürmer aufs Eis. Für die Fans der Eisbären war damit klar, es galt nur noch die Minuten zu zählen bis zur Meisterschaftsfeier. Die 5.000 Zuschauer im ausverkauften Wellblechpalast bejubelten das leere Düsseldorfer Tor mit Sprechchören: „Nur noch 20 Minuten!“ Kurz drauf traf Robert Leask zum 6:2-Endstand ins leere Tor. Der dritte Sieg im dritten Spiel war perfekt. Die Eisbären wurden zum zweiten Mal in der Geschichte der Deutschen Eishockeyliga Meister.

Dabei sah es gestern zunächst nach einem Ende der Eisbären-Serie aus. Neunmal hatten sie zuletzt in Folge gewonnen. Je mehr Spiele sie in den Play-offs absolvierten, je schwerer die Gegner wurden, desto souveräner präsentierten sich die Eisbären. Gegen Krefeld, den Tabellenachten der Doppelspielrunde, handelten sie sich noch zwei Heimniederlagen ein. Danach wurden alle Partien gewonnen.

Doch nun führten die Düsseldorfer nach dem ersten Drittel verdient mit 2:1. Die Berliner gingen zu nervös und zu hart zu Werke und handelten sich etliche Zeitstrafen ein. Als dann in der 6. Spielminute zwei Berliner auf der Strafbank saßen, nutzten dies die Düsseldorfer zur 1:0 Führung.

Die entscheidende Wende kam im zweiten Drittel. Die DEG war trotz eigener Unterzahl zuweit aufgerückt, und Kelly Fairchild schloss einen Konter in der 26. Minute zum 2:2-Ausgleich ab. Von diesem Moment an verloren die Düsseldorfer völlig den Faden. Nur wenig später, in der 30. Minute schoss Deron Quint dem DEG-Torhüter durch die Schoner zum 3:2. Daraufhin spielten die Eisbären wie entfesselt. Aufgrund der darauf folgenden Tore von Patrick Jarett und Derrick Walser wurde die Lautstärke im Wellblechpalast in unermessliche Höhen getrieben. Die Düsseldorfer hatten dieser Begeisterung auf dem Eis und den Zuschauerrängen nichts mehr entgegenzusetzen. Synchron mit der Schlusssirene wurden auf der Berliner Bank zwei Champagnerflaschen geköpft. Die Meisterschaftsfeier war eröffnet.

Die Titelverteidigung der Eisbären ist noch höher einzustufen als der Gewinn der letztjährigen Meisterschaft. Schließlich ging man trotz neun namhafter Abgänge ohne Verstärkungen in die Saison. Erst nach und nach wurde das junge Team mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren mit fünf erfahrenen Kräften verstärkt.

Zudem war die Liga selten so ausgeglichen wie in dieser Saison. Eisbären-Stürmer Stefan Ustorf wollte vor den Play-offs überhaupt keine Prognose abgeben, weil er jeden Ausgang für möglich hielt. Dass die Berliner zuletzt zehnmal in Folge gewinnen konnten, widerlegt nicht die These von der Leistungsdichte der Liga, sondern unterstreicht die starke Leistung der Eisbären.

Letztlich haben die Berliner gewonnen, weil sie, anders als die Konkurrenz, in den entscheidenden Momenten der Play-offs zulegen konnten – so wie gestern beim entscheidenden Sieg gegen Düsseldorf.