Vater, Mutter, Kind

ORTSTERMIN Die „Bild der Frau“ präsentiert ihre große Studie – über die deutschen Männer

Wenn ein Moderator zu Beginn einer Veranstaltung schon mal darauf hinweist, dass anderthalb Stunden sich zwar lang anhören würden, es aber – natürlich! – in diesem Fall nicht sind, dann kann man als Zuschauer schon davon ausgehen, lange 90 Minuten vor sich zu haben. Der Moderator heißt ist in diesem Fall Claus Strunz, der ist bei Axel Springer für irgendwas mit Fernsehen im Internet zuständig. Die kommenden 90 Minuten sollen gefüllt werden mit einer Studie über Männer, die das Allensbach-Institut im Auftrag von Springers Bild der Frau erstellt hat. Also im Auftrag von denen, „die sich wirklich mit Männern auskennen“, witzelt Strunz.

Zunächst soll Chefredakteurin Sandra Immoor mal erklären, warum ausgerechnet ihr Blatt solch eine Studie herausbringt. Antwort: Titel wie „100 Fragen an den Frauenarzt“ verkaufen sich nicht mehr. Als Nächstes stellt Allensbach-Chefin Renate Köcher die Ergebnisse vor. Und wie beschreibt man den Mann von heute am besten? Genau: in seinem Gegensatz zur Frau. So wird in der Studie jedem blauen Balken (Männer) ein roter Punkt (Frauen) entgegengesetzt. Zum Beispiel zum Vergleich, was im Leben wichtig ist: 53 Prozent der Frauen finden „Kinder haben“ wichtig. Das sehen nur 38 Prozent der Männer so. Wie die ganze Studie zu interpretieren ist, das wird einem gleich mitgegeben. „Männer mit Supermann-Rolle überfordert / 64 Prozent reicht es schon mit der Gleichberechtigung“, prangt auf der ausgeteilten Pressemitteilung.

Dann wird diskutiert: Ein Ehepaar sitzt auf der Bühne, bei dem der Mann nicht arbeitet, dafür aber die Frau; ein Männertherapeut erzählt von seinen Erfahrungen; und Heiner „Ich bin ein Glücksfall für jede Frau“ Lauterbach vertritt das klassische Rollenmodell: Er Geldverdienen, sie Haushalt. Auf dem Podium ist die Rollenverteilung klar. Prima.

Für weitere Lebens- und Partnerschaftsmodelle ist übrigens weder in der Studie noch in der Veranstaltung Platz. Es wird Vater, Mutter, Kind gespielt. Vater, Vater, Kind – wo sind wir denn hier? JÜRN KRUSE, BERLIN