Es fehlt eine zentrale Botschaft

Die Friedensbewegung protestiert mittlerweile auch gegen Sozialabbau, Europa und Umweltverschmutzung

„Die Friedensbewegung ist keineswegs tot“, sagt Willi von Ooyen vom Ostermarschbüro

BERLIN taz ■ Am Karfreitag war die Stimmung so schlecht, dass die Veranstalter in Augsburg und Erlangen erwogen, wegen der geringen Teilnehmerzahlen ihre Demonstrationen abzusagen. Dazu kam es nicht. Und an den beiden Ostertagen sah die Lage auch schon wieder ganz anders aus.

Rund 15.000 Friedensbewegte haben sich dieses Jahr an den traditionellen Ostermärschen beteiligt. „Die Friedensbewegung ist keineswegs tot“, sagte Willi von Ooyen vom Ostermarschbüro in Frankfurt am Main. Es seien mindestens so viele Teilnehmer gewesen wie im vergangenen Jahr.

In Berlin forderten die Demonstranten „Abrüstung statt Sozialabbau“, in Landshut marschierten die Demonstranten gegen ein „Europa auf dem Weg zur Supermacht“, in München demonstrierten etwa 400 Menschen und forderten ein „Nein zum Krieg gegen den Iran“, ebenfalls so viele waren es vor der Wilhelmsburgkaserne in Baden-Württemberg. Und im Ruhrgebiet radelten mehrere hundert Demonstranten im Fahrradkonvoi für den Frieden.

Die meisten Menschen zogen jedoch die Ostermärsche im Osten. In die Colbitz-Letzlinger Heide nördlich von Magdeburg, wo sich das Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr befindet, kamen weit über 500 Teilnehmer. Am so genannten Bombodrom in Brandenburg waren es sogar über 12.000. (s. Text oben)

Zwar hatten sich die Friedensinitiativen darauf geeinigt, den Schwerpunkt der Proteste auf Abrüstung und den Atomkonflikt mit dem Iran zu legen. Die Zahlen belegen jedoch, dass die Friedensbewegung vor allem an den Orten stark ist, wo es um konkrete lokale Konflikte geht. So wie beim Bombodrom geht es den meisten Menschen auch in der Colbitz-Letzlinger Heide um Lärm- und Umweltschutz.

Von Ooyen zeigte sich dennoch zufrieden über den Verlauf. Die Ostermärsche würden jedes Jahr zeigen, dass es die Friedensinitiativen noch gibt. Keine Bewegung arbeite so kontinuierlich wie die Friedensbewegung, sagte von Ooyen.

Die Ostermarschbewegung gibt es seit den frühen Sechzigerjahren. Ihre Hochphase erlebte sie Anfang der Achtzigerjahre. Zeitweise demonstrierten Hunderttausende gegen Krieg und atomare Rüstung.

FELIX LEE