Berlin kann das Geld gut gebrauchen

Verzicht muss nicht wehtun

VON RICHARD ROTHER

Wer vor einigen Jahren in Berlin studiert hat, bekommt seine Uni-Rückmeldegebühren auf Antrag zurück. Der Grund für die Rückerstattung ist schlicht ein formaler Fehler, der einer juristischen Prüfung nicht standhielt – in der Sache war die Gebühr aber durchaus angemessen. Denn schließlich profitierten die Lernenden nicht nur von einem kostenlosen Studium, sondern auch von allerlei universitären Betreuungsleistungen drum herum, etwa in der Mensa oder beim Unisport. Daher gibt es nun keinen Grund zu jammern, dass ein Teil der Studenten sein Geld noch nicht zurückgefordert hat.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Jeder, dem die Rückerstattung zusteht, soll sich das Geld holen, wenn er mag. Aber wenn er oder sie darauf verzichtet – ob aus Unwissenheit, Bequemlichkeit oder Dankbarkeit –, so ist dies auch nicht verkehrt. Im Gegenteil: Berlin kann das Geld gut gebrauchen – vor allem im Bildungssystem.

Während das arme Berlin in den vergangenen Jahren Millionen in die Hochschulen gesteckt hat – etwa für Neubauten in Adlershof oder in Mitte –, befinden sich viele Schulen in einem beklagenswerten Zustand. Zudem mangelt es an jungen, motivierten Lehrkräften, sodass zu viel Unterricht ausfällt. Auch Kita- und Krippenplätze gibt es nicht in jedem Stadtteil genug, von einem guten Betreuungsschlüssel ganz zu schweigen.

Hier mehr zu investieren, wäre in jedem Fall sinnvoll. Vielleicht schaffen ja dann künftig wieder mehr Berliner Schüler, was manchen derzeit versagt bleibt und was offenbar Gymnasiasten aus der Provinz leichter fällt: sehr gute Schulleistungen zu erzielen, um einen Studienplatz in der begehrten Hauptstadt zu ergattern.