Karrieretausch mit 35

Von Kiel nach Düsseldorf: Grüner Ex-Landesminister leitet ab Juli die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen

Klaus Müller fährt mit dem Zug durch seine neue, alte Heimat. „Es ist ein wenig Rückkehr“, sagt der schleswig-holsteinische Ex-Umweltminister. Schließlich sei er in Wuppertal geboren, habe in Bonn Zivildienst gemacht: „Und meine Frau kommt aus Soest.“ Gerade hat sich der 35-Jährige Familienvater nach einer Wohnung in Düsseldorf umgeschaut. Der Grüne wechselt – von Kiel an den Rhein, von der Politik in einen „normalen“ Job. Ab Juli wird der Landtagsabgeordnete Chef der Verbraucherzentrale NRW.

Der Ex-Bundespolitiker ist in NRW nicht der erste Politmigrant aus dem Norden. 1983 wurde der Kieler SPD-Oppositionspolitiker Klaus Matthiesen Landwirtschaftsminister in Düsseldorf. 1998 machte SPD-Landesminister Peer Steinbrück von der Waterkant rüber – und wurde später sogar NRW-Ministerpräsident. Den umgekehrten Weg vom Rhein an die Küste unternahm im Jahr 2000 die Kölner Grüne Anne Lütkes. Sie wurde Justizministerin in Schleswig-Holstein. Bei Klaus Müller hingegen ist der geographische Übergang verbunden mit dem Abschied aus der Parteipolitik: „Meine Ämter gebe ich demnächst auf.“

Für ihn sei immer klar gewesen, dass er „nicht bis zur Rente“ Berufspolitiker bleiben wolle, sagt Müller. Der Karrieretausch von der Berufspolitik zur Verbraucherschutzarbeit sei dennoch kein radikaler Wechsel. In Düsseldorf könne er an vieles anknüpfen, was er in Kiel bislang von der politischen Seite angegangen sei, sagt Müller. Themen wie die Energiepreise würden ihn weiter beschäftigen. „Wir haben eine Konsumwelt, die bewusst darauf setzt, den Verbraucher mit einem Dschungel von Angeboten zu verwirren, ob beim Handytarif oder der Rentenversicherung“, sagt Müller. „Und wenn der Einzelne das nicht durchschauen kann, braucht er eine Institution, die das anbieterneutral macht.“

Diese „Institution“, die gemeinnützige Verbraucherzentrale NRW, muss jedoch sparen. Im Haushalt 2006 sollen die Verbraucherschützer 8,9 Millionen Euro erhalten, 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Dass er als grüner Ex-Minister Probleme mit der schwarz-gelben NRW-Regierung bekommt, glaubt Müller allerdings nicht. Das erste Gespräch mit CDU-Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg sei „gut“ gewesen. Im übrigen müssten Verbraucherschützer auch Konflikte wagen. „Das war unter der grünen Umweltministerin Bärbel Höhn aber auch schon so.“ MARTIN TEIGELER