„Zur Untätigkeit verdammt“

PREMIERE Der Film „Lampedusa auf St. Pauli“ zeigt den Alltag von Flüchtlingen und Ehrenamtlichen

50, dreht seit 26 Jahren Dokumentarfilme, zuletzt erschien seine Doku „Apple Stories“ über die iPhone-Herstellungskette.

taz: Herr Gerlach, warum haben Sie ausgerechnet die 80 Flüchtlinge aus Lampedusa begleitet? Rasmus Gerlach: Ich wohne in der Nähe der St. Pauli-Kirche und war deshalb sozusagen Zaungast. Die Geschichte der Flüchtlinge hat mich einfach berührt.

Seit wann waren Sie mit Ihrer Kamera dabei?

Seit die Flüchtlinge im Juni in die Kirche eingezogen sind. Erst dachten wir, dass sie bald woanders unterkommen werden. Das ist bisher nicht geschehen. Die Geschichte und auch mein Film gehen also weiter.

Wie haben Sie die Stimmung unter den Flüchtlingen erlebt?

Als die Flüchtlinge in der Kirche ankamen, waren sie erschöpft – sie haben sich aber gut gefangen. Jetzt machen sie sich aber wieder Sorgen, weil es kälter wird und die Kirche keine Heizung hat.

Wie reagieren die Anwohner?

Zu 95 Prozent mit Zustimmung, aber es gibt auch Angriffe, Drohungen, Beleidigungen. Deshalb passt nachts jetzt jemand auf.

Wie können denn die Lebensumstände der Flüchtlinge konkret verbessert werden?

Zentral wäre, dass sie endlich eine dauerhafte Unterkunft bekommen und auch eine Arbeitsgenehmigung. Bisher sind sie zur vollkommenen Untätigkeit verdammt.

Sie setzen die Dreharbeiten fort. Was wollen Sie noch zeigen?

Ich möchte jetzt den Fokus auf die Kultur und Herkunft der Flüchtlinge legen und zeigen, wer diese Männer eigentlichsind. Aber ich will auch die Verantwortlichen der Stadt zur Rede stellen.  INTERVIEW: REA

Premiere von „Lampedusa auf St. Pauli“ beim Filmfest Hamburg: 17 Uhr, Metropolis; im Anschluss diskutiert Rasmus Gerlach unter anderem mit Ekkehard Wysocki, für die SPD im Innenausschuss der Bürgerschaft, und St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm