Kettenreaktion geglückt

ANTI-ATOM Mehr als 140.000 Menschen protestieren gegen Atomkraft. Menschenkette über 120 Kilometer geschlossen, Demos in Biblis und Ahaus. Union unbeeindruckt

HAMBURG/BERLIN taz | Dieser Erfolg hat selbst die Optimisten der Bewegung überrascht: Mit insgesamt 140.000 TeilnehmerInnen haben am Samstag in Deutschland die größten Anti-Atom-Proteste aller Zeiten stattgefunden. 120.000 Menschen beteiligten sich an der Menschenkette von Brunsbüttel über Hamburg nach Krümmel – und sorgten dafür, dass sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, geschlossen war. Zugleich umzingelten etwa 20.000 Menschen das hessische AKW Biblis, und vor dem Zwischenlager im nordrhein-westfälischen Ahaus demonstrierten 7.000 Menschen.

Die Veranstalter zeigten sich beeindruckt von der großen Resonanz. „Es ist gelungen, die atomkritische Stimmung in der Bevölkerung eindrucksvoll auf die Straße zu bringen“, sagte Thorben Becker vom BUND. „Sollte die schwarz-gelbe Koalition an ihrem Atomkurs festhalten, werden die Proteste sich weiter steigern“, kündigte Jochen Stay von der Organisation Ausgestrahlt an.

Die Proteste zwei Tage vor dem 24. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl richteten sich gegen die Pläne von Union und FDP, die Laufzeit der 17 deutschen AKWs zu verlängern. Zudem forderten die Teilnehmer, die Pannenreaktoren Krümmel und Brunsbüttel sofort endgültig vom Netz zu nehmen und die Endlagerpläne in Gorleben aufzugeben.

Spitzenpolitiker von SPD, Grünen und Linker unterstützten die Proteste aktiv und versprachen, am Atomausstieg festzuhalten oder diesen zu beschleunigen. Die Union ging hingegen auf Distanz. „Es ist schon absurd, wie SPD, Linke und Grüne die Angst vor der Kernenergie schüren“, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in der NRZ. MKR

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