Die Unschuld, die Freiheit und das Recht

Bremer Theaterverbot

Für die einen geht es um die Freiheit der Kunst, hier: des Theaters. Und für die anderen um die Freiheit der Autorin. Letztere hat nun formell gesiegt: Dea Loher hat die weitere Aufführung ihrer „Unschuld“ am Theater Bremen verboten. Weil die dortige Inszenierung von Regisseur Alexander Riemenschneider eine ihrer Meinung nach zentrale Figur gestrichen hat. Ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.

Genau das hätten sie tun müssen. Haben sie aber nicht. Rein urheberrechtlich ist die Sache also klar. Ohne die monologisierende Figur der alternden Philosophin Ella fehle dem Stück die „Leitmotivik“, der „Sinnzusammenhang“, sagt Lohers Verlag der Autoren. Intendant Michael Börgerding findet die Ella indes „für diese Aufführung nicht so relevant“. Dennoch gab er sofort nach, ließ eine Vorstellung ausfallen, versprach eine Neuinszenierung, in der Ella auftaucht, ohne dass dies als böser Kommentar auf den Streit zu deuten wäre.

Börgerding ist mit Loher lange befreundet, er hat die heute viel gespielte und oft preisgekrönte Dramatikerin einst fürs Theater entdeckt, sie seit 20 Jahren stets gefördert. Dennoch erfuhr sie erst fünf Minuten vor der Premiere von der fehlenden Ella, sie verließ das Theater noch beim Schlussapplaus. „Ein Kommunikationsfehler“, sagt Börgerding.

Seit der Spiegel am Montag berichtete, ist der Fall landauf, landab in vielen Medien. Verloren haben am Ende alle: Das Stadttheater, aber auch die Autorin, die nun als überempfindliche Diva gilt.  JAN ZIER